Am Sonntag, 15. Mai um 17 Uhr konzertiert der Orchesterverein Hilgen (OVH) unter der Leitung seines Chefdirigenten Timor Oliver Chadik. Solist an der Tuba ist Ulrich Haas – Tubist der Duisburger Philharmoniker und OVH-Mitglied in vierter Generation. Erstmals wird der musikalische Vortrag des OVH durch eine Bildershow auf großer Leinwand begleitet.
Ein eurasischer Khan im Kampf gegen einen russischen Eindringling, das größte aller Blasinstrumente und majestätische Berge: Der Orchesterverein Hilgen bietet grandiose Geschichten und kolossale Klänge – ein wahrhaft gigantisches Konzert! Mit dem Tubakonzert von Edward Gregson und Poema Alpestre von Franco Cesarini stehen zwei Originalwerke für sinfonisches Blasorchester auf dem Programm. In Arrangements für dieses Genre erklingen zwei Auskopplungen aus Bühnenwerken: Die Arlésienne Suite Nr. 2 von Georges Bizet und die Polowetzer Tänze von Alexander Borodin.
Solist aus der “bergischen Heimat”
Ulrich Haas ist Profimusiker, Professor für Tuba, OVH-Mitglied, „geborener Bergischer“ – und die Verkörperung eines typischen Burscheider Musikerlebens: Musikschulunterricht in Burscheid, erstes Ensemblemusizieren in den Vor-Orchestern des OVH, frühe Erfolge bei „Jugend musiziert“, Instrumentalstudium, Orchesterstelle. Er stammt aus einer Musikerfamilie und ist Urenkel eines Gründungsmitglieds des vor über 100 Jahren entstandenen Orchestervereins Hilgen. Sein Instrument: Die „Königin der Blechblasinstrumente“. Mit seiner Tuba ist er üblicherweise in Orchestern und Kammermusikformationen aktiv. Gemeinsam mit dem OVH präsentiert er im Bergischen Löwen das technisch anspruchsvolle Tubakonzert von Edward Gregson. Das Werk verbindet stilistische Elemente von Romantik bis Jazz und begeistert durch frische Rhythmen und mal schwungvolle, mal lyrische Melodien. Haas: „Das Konzert erfordert eine gute Vorbereitung. Aber während ich im Orchester ganz hinten rechts sitze, kann ich nun auch mal von vorne den Ton angeben. Nein, im Ernst: Als Solist genieße ich den ganz anderen Eindruck von Zusammenspiel und Gesamtklang. Vor allem gemeinsam mit „meinem“ OVH, in dem ich schon seit über 50 Jahren aktiv bin.“ Ein Solokonzert für die Tuba ist – für die Ausführenden ebenso wie für das Publikum – ein Programmpunkt mit absolutem Seltenheitswert, der nicht verpasst werden sollte!
Klang- und bildgewaltig: Die Alpen
Seiner ebenfalls „bergischen“ Heimat widmete der Schweizer Komponist Franco Cesarini sein Poema Alpestre. Als Hauptwerk des Abends stellt es die majestätischen, malerischen, „gigantischen“ Alpen in den Mittelpunkt. Musikalisch opulent im spätromantischen Stil komponiert werden alpine Szenen erlebbar – von der Morgendämmerung über pure Almromantik bis hin zu einem Schneesturm. Auf einer großen Leinwand hinter dem Orchester wird der Vortrag der OVH-Musiker:innen optisch unterstützt durch eine Diashow mit vom Komponisten persönlich zusammengestellten Bildmotiven aus den Alpen.
Edle Kriegsherren
Vor dem Hauptwerk des Programms jedoch geht es ins heutige östliche Europa, und es erklingen die ebenso romantischen wie stürmischen Polowetzer Tänze aus der Oper „Fürst Igor“ von Alexander Borodin. Die Oper beschreibt das geschichtlich belegte, kriegerische Aufeinandertreffen des im 12. Jahrhundert lebenden russischen Fürsten Igor mit „Khan Kontschak“, einem Anführer aus dem Turkvolk der Polowetzer. Die Tänze, eine rein sinfonische Auskopplung aus der Oper, sind prall gefüllt mit orientalisch gefärbten Klängen und Rhythmen. In der Oper geht die Geschichte gut aus: Der Krieg endet. Und so mischen sich, inmitten schwelgerischer Melodien und ekstatisch wirbelnder Klänge, in dieser Musik Europa, Russland und der Orient zu einer vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse ganz besonderen Geschichte – denn die historische Figur des Khan kommt aus Charkiw in der heutigen Ukraine.
Nach der Wahl ist vor der Wahl
Wenn die Besucher:innen, nach ihrer Stimmabgabe zur Landtagswahl, den großen Saal des Bergischen Löwen betreten, beginnt das Konzert des OVH mit dem ältesten Entscheidungs-Dilemma, das die Bühne kennt: Der Wahl eines verliebten Mannes zwischen zwei Frauen. Im Wesentlichen ist dies auch schon die Handlung des Schauspiels L’Arlésienne, zu dem Georges Bizet die Bühnenmusik schrieb, aus welcher später eine vom Schauspiel unabhängige Fassung für Orchester entstand. Der OVH spielt diese feierliche, emotionale, stürmische, und immer sehr klangvollen Musik der Arlésienne Suite Nr. 2 in einer Bearbeitung für sinfonisches Blasorchester von OVH-Chefdirigent Timor Oliver Chadik. Und so schlägt das Konzert einen Bogen von der großen Liebe in Frankreich bis zur gigantischen Welt der Alpen.
Ulrich Haas
Ulrich Haas studierte Tuba an der Musikhochschule Köln und ist seit 1983 Tubist bei den Duisburger Philharmonikern. Darüber hinaus ist er im Blechbläserquintett „BlechKultur“ sowie im „Melton Tuba Quartett“ kammermusikalisch aktiv. Konzertreisen führten ihn durch die ganze Welt, eine CD-Produktion brachte ihn mit namhaften Jazzmusikern wie Peter Herbolzheimer und Wolfgang Haffner zusammen. Er unterrichtet sein Instrument sowohl privat als auch als Professor für Tuba an der Folkwang Universität der Künste, Essen.
- Informationen kompakt
- Konzerttitel: “Giganten”
- Ausführende: Orchesterverein Hilgen, Leitung Timor Oliver Chadik
- Ulrich Haas, Tuba
- Termin, Ort: Sonntag, 15.05.22, 17 Uhr, Bürgerhaus Bergischer Löwe, Bergisch Gladbach
- Programm: Bizet, Gregson, Borodin, Cesarini
- Eintritt: EUR 22 / EUR 15 (Schüler:innen und Student:innen)