Manchmal muss man schwere Entscheidungen fällen. Etwa einen sehr guten Job an den Nagel zu hängen, weil er zermürbt – dich selbst, die Familie. Peter Kleine Schaars kennt das. Vor einem knappen Jahr erst hat er der Königlichen Marinekapelle in Holland den Rücken gekehrt, bei der er als Posaunist, Stabsarrangeur und Assistenz-Dirigent 13 Jahre lang arbeitete. »Kennst du das Märchen von dem wilden Hund, der seinen fetten Artgenossen zuerst beneidet, dann aber die Kette sieht, die dieser trägt? Ich habe die Kette lange ertragen. Das geht gut, solange du sie nicht spürst«, sagt Kleine Schaars. Heute hat er »die Kette abgeworfen« und ist »in den wilden Busch gegangen«. Risiko. Aber Peter Kleine Schaars bereut nichts: »Mein Sohn, mit dem ich zeitweise immer nur Ärger hatte, sagt heute, sein Vater sei sein größter Freund. So etwas kann kein noch so guter Job wettmachen.«
Abgesehen vom neu gewonnenen Familienidyll genießt dieser Vater von drei Kindern jetzt noch weitere Vorzüge: Er kann ohne die Festanstellung komponieren und arrangieren, so viel er will, kann in der Welt unterwegs sein als Gastdozent oder -dirigent, wann immer er will, und kommt endlich in den Genuss der Früchte, die ein über 15-jähriges Studium so abzuwerfen gedenkt. Klassische Posaune, Jazz-Posaune, Komposition, Dirigat – der 4o-Jährige hat jeden Studiengang abgeschlossen, den er vor und während seiner Arbeit bei der Marinekapelle belegte. Mehr fachliche Grundlagen sind kaum denkbar. »Ja, ich habe alles im Rucksack, alles im Kopf. Und dann darf ich es nicht gebrauchen.« Peter Kleine Schaars war über seine Aufgaben in der Marinekapelle hinausgewachsen. Sein Job als Posaunist und die damit verbundene Anwesenheitspflicht drohten ihn lahm zu legen. »Es war eine furchtbare Zeit, in der ich oft etwas Schönes hätte machen können«, sagt er – doch als Dozent zu reisen war nicht drin: »Das Militärsystem ließ mich nicht.«