Kritiker werden dem Regisseur sicherlich vorwerfen, dass dieser oder jener Musiker unbedingt noch zum Thema hätte befragt werden müssen. Und Julian Benedikt ist auf diese Einwände natürlich vorbereitet. Der plausibelste Grund ist sicherlich der, dass es innerhalb von 85 Minuten völlig unmöglich sei, die Geschichte des europäischen Jazz vollständig zu erzählen. Und trotzdem ist dem Münchner mit »play your own thing« ein außergewöhnlicher, ja mitreißender Film gelungen, der am 2. November in den deutschen Kinos anläuft.
»Eine Geschichte des Jazz in Europa« lautet der Untertitel des neuen Julian-Benedikt-Films »play your own thing«. Diesen hat der Regisseur auch ganz bewusst gewählt und nicht etwa »Geschichte des europäischen Jazz«. Denn die Schublade »Europäischer Jazz« gibt es eigentlich nicht. Saxofonist Gianluigi Trovesi stellt das im Film sehr anschaulich dar: »Die echte neapolitanische Pizza besteht aus Pizzateig, Tomatensoße, Sardellen oder Mozarella. In Deutschland habe ich einmal eine Pizza gegessen mit Würstchen, Eiern und verschiedenen anderen Sachen. Der Jazz und seine Geschichte ist wie diese Pizza. Manche benutzen eben andere Zutaten. Man kann trotzdem nicht sagen, dass es keine Pizza ist.«