Am 20. Dezember wird Armin Bachmann 60. Ein Geschenk macht er sich dabei mit seinem Solo-Album selbst. Und natürlich seinen Hörern. Wir sprachen mit dem Posaunisten übers Reisen, die neue Platte und sein „erstes Mal“…
Sie sind ein „Reisender in Sachen Musik“, heißt es auf Ihrer Website. Was hat es damit auf sich?
Reisen ist da in vielschichtiger Weise gedacht. Ja, ich darf oft reisen in die weite Welt und mit meiner Posaune unglaublich spannenden Menschen und Kulturen begegnen. Sei dies als Solist, Kammermusiker oder als Pädagoge bei Meisterkursen. Und ich sage Ihnen, das ist ein tolles Geschenk. Reisen aber auch in der Welt der Musik, unterwegs zu sein in unterschiedlichen Stilen und Formen der Musik ist echt klasse. Neue Herausforderungen, Entdeckungen und Begegnungen regen unheimlich an und sie sind der Motor in den vielen Jahren meines Posaunisten-Daseins. Beim tagtäglichen Üben seiner eigenen Unvollkommenheit gegenüberzutreten braucht Ziele und Visionen. Dann geht es viel, viel einfacher!
Sie produzieren gerade ein neues Album. Ist diese „musikalische Reise“ Gegenstand der Produktion „All yours“?
Ja klar! „All yours“ ist ein Liebesbrief an die Musik. Verfasst mit klangvollen Erinnerungen, melodiösen Leidenschaften und virtuoser Leichtigkeit. „All yours“ ist Ausdruck meines Lebens, geprägt durch vielfältige musikalische Impressionen und Reisen! Es wirft einen liebevollen Blick auf die Schönheiten der Musik und die ewige Kraft zauberhafter Melodien.
Und die Protagonisten auf der CD sind die „Reisebegleiter“?

Und wie! Meine neue CD ist geprägt von wundervollen Musikerinnen und Musikern mit ihrer Einzigartigkeit. Menschen, mit denen ich schon viele tolle Momente auf und hinter der Bühne erleben durfte. Eine reiche Palette an klangvollen, farbigen Eindrücken hat sich ergeben in den Kombinationen Solo-Posaune mit Gitarre, mit großem Sinfonieorchester, mit Klavier, mit Cavaquino und Bass, mit Harfe, mit Akkordeon und Bass, mit Streichquartett und, und, und.
Sind Ihre Reisen eher actiongeladenes Erlebnis oder doch lieber ruhige Erholung?
Vollgas-Reisetage mit ruhigen Abenden… Na ja, das wäre der Wunschtraum bei meinen Reisen. Oft ist es schwer, den Fuß vom Gaspedal zu nehmen. Reisen heißt ja auch entdecken und bestaunen. Da kriege ich nie genug davon!
Lieber Campingplatz oder Vier-Sterne-Hotel?
Mit den Kindern war klar der Campingplatz jahrelang unbestrittener Marktführer. Heute kurz vor meinem 60. Geburtstag ist mir eine urchige Alphütte oder ein beschauliches Hotel deutlich lieber. Kombiniert mit einem guten Milchkaffee am Morgen und einem weichen Bett am Abend sind dann meine Bedürfnisse (fast) vollends gestillt. Und die Sterne? Die mag ich sehr am Abend am Himmelszelt – dann heißt es staunen ohne Ende und die Gedanken fliegen lassen.
Berge oder Meer?
Diese Frage ist ja schon fast philosophisch. (lacht) Nun, ich lebe auf 1200 Meter im wunderbaren Sörenberg inmitten der Biosphäre Entlebuch. Die Alpen sind sozusagen meine Heimat. Ich liebe es zu wandern und von den Anhöhen mit dem Alphorn ungefragte Grußbotschaften in die Weite zu schicken. Übrigens: Ich kenne einen Ort, da gibt es ein siebenfaches Echo – ein besonderes harmonisches Erlebnis. Aber das Meer, mit seinem fernen Horizont, mit seiner unendlichen Weite und der schier unglaublichen Kraft, die Fantasie zu beflügeln, fasziniert mich seit jeher. Ich mag es sehr, an einer Küste zu stehen und zu träumen! Und ich liebe Walfische!
Ihr neues Album ist „ein Liebesbrief an die Musik. Voller Erinnerungen und Leidenschaften“. Können Sie sich noch an Ihr „erstes Mal“ erinnern? Wie sind Sie zur Posaune gekommen?
Zwei von meinen zehn Geschwistern spielten in einer Blaskapelle Posaune und Klarinette. Ich interessierte mich aber nicht sehr dafür. Eines Tages kam der Nachbar mit seinem Traktor und brachte meiner Mutter für den „Armindli“ eine Posaune. Er solle dies lernen, sie brauchen noch Posaunen im Verein. Ich war 13 Jahre alt. Also lernte ich Posaune… Da hat es das Schicksal aber sehr gut gemeint mit mir. Der Nachbar spielt übrigens noch heute in diesem Verein mit. Der Start war mit Ventilposaune, aber ich habe die Kurve zur Zugposaune rasch gekriegt und war dann nach anderthalb Jahren schon Mitglied im Verein.
„Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen“, wusste schon Matthias Claudius in „Urians Reise um die Welt“. Können Sie auch was erzählen? Welche Anekdote ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Ja, da könnte ich was erzählen. So ungefähr für 187 Seiten würde es reichen. Eine kleine Anekdote aber trotzdem: Wir waren mit dem Slokar Quartett auf einer der zahlreichen Touren in Japan. Die Halle war voll mit über 2000 vorwiegend jungen Zuhörerinnen und Zuhörern. Marc Reift und ich hatten mitten im Konzert die spontane Idee, bei einem der Werke die Bauhelme, die hinter der Bühne für die Bühnenarbeiter aufgehängt waren, aufzusetzen. Gedacht, getan und rausmarschiert auf die Bühne mIt Frack und Helm. Wir fanden uns superlustig und waren uns sicher, dass alle unbändig lachen würden im Saal. Aber: absolute Stille, null Reaktion. Peinlich war: Wir mussten selber so lachen über diese schräge Situation, dass wir die Bühne wieder prustend verlassen mussten, Weiterspielen war unmöglich! Hinter der Bühne haben wir zwei bis drei Minuten fertiggelacht, sind wieder raus und haben das Konzert auswendig zu Ende gespielt. Das war ein echter Kraftakt der Konzentration!
Sie unternehmen eine Reise auf eine einsame Insel. Welche drei Dinge müssen unbedingt mit?
BRAWOO, meine Frau und eine Posaune (mit Mundstück).
Lapidar sagt man: „Reisende soll man nicht aufhalten!“ Sie lassen sich vermutlich auch nicht aufhalten. Wohin geht die Reise?
Im Moment finden meine Reisen im Kopf, im Übelokal und bei Online-Events statt. Aber das kommt ja sicher wieder anders – hoffe ich stark für uns alle! Spannend ist, ich machte nie große Reisepläne. Ich darf oft Einladungen folgen und so die reale und die musikalische Welt entdecken. Solange dieser Umstand noch anhält, reise ich. Und wenn nicht, dann gehe ich nach Tromsø und gucke den Walen beim Fressen zu. Ich kann ja da auch Tonleitern üben.
