News, Orchestra | Von Klaus Härtel

Robin Hood vom Jazzorchester neu vertont

Robin Hood
Das wilde Jazzorchester mit Christian Brückner (vorne links), Rüdiger Ruppert (Mitte) und unserem Interviewpartner Martin Auer (rechts mit Trompete, Foto: Joachim Gern)

Die Legende von Robin Hood, Little John, Bruder Tuck und Will Scarlet ist seit Jahrhunderten populär. In den dunklen Wäldern von Sherwood Forest trieben die geächteten Helden ihr Unwesen und setzten sich für die Ärmsten der Armen ein, immer verfolgt vom Sheriff von Nottingham. Bis heute haben die Erzählungen um die charismatische Räuberbande nicht an Faszination eingebüßt. Der Stoff wurde in Dramen, Romanen und Opern, in der Jugendliteratur und seit dem 20. Jahrhundert in diversen Filmen und Fernseh­serien aufgegriffen.

Der Autor John von Düffel erzählt die Geschichte modern und zugänglich nach und die Musiker Martin Auer und Rüdiger Ruppert haben mit hr2 Kultur ein eindrucksvolles Erzählkonzert geschaffen. Während Christian Brückner die Geschichten von Robin Hood und seinen Freunden erzählt, lässt das wilde Jazzorchester die dunklen Wälder musikalisch lebendig werden. 

Klaus Härtel sprach mit Martin Auer, Trompeter und musikalischer Leiter des  wilden Jazzorchesters. 

Robin Hood! Das ist eine Geschichte, die vermutlich jedes Kind kennt! Können Sie sich an Ihre erste Begegnung mit Robin Hood erinnern? Und wen haben Sie gespielt, damals als Kind im Chiemgau?

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber das muss irgendwann in den 1980ern gewesen sein. Die erste Begegnung war bestimmt eine alte Filmklassikerversion, die wir wahrscheinlich zusammen mit der Familie geschaut haben. Die Geschichte vom edlen Räuber, der den Reichen nimmt und den Armen gibt hat mich auf jeden Fall fasziniert und begeistert. Allerdings bin ich als Kind im Chiemgau leider nicht in Strumpfhosen und mit Pfeil und Bogen durch die Nachbarschaft gestreift. Ich meine mich zu erinnern, dass ich lieber die ganze freie Zeit Trompete geübt habe. (lacht)

Was genau fasziniert Sie am “Rächer der Enterbten”?

Die Essenz der Geschichte, die wohl auf wahren Begebenheiten beruht – zumindest konnten einige Fakten und Protagonisten in der englischen Vergangenheit nachgewiesen werden, auch wenn ein großer Teil Fiktion ist – hat zu keiner Zeit an Brisanz verloren. Ich denke, die Balladen um Robin Hood – das ist die älteste Überlieferung – sind ein Sinnbild für unseren Wunsch nach einer gerechteren, besseren, gesünderen, sauberen … Welt. Diese Ideen wird man in jeder vergangenen und zukünftigen Epoche der Menschheitsgeschichte finden. John von Düffel hat  mit seinem Schlusssatz genau ins Schwarze getroffen: »Denn jede Zeit braucht einen Robin Hood – und das bis ans Ende der Welt!«

Dieser Stoff wurde unzählige Male verfilmt, persifliert und vertont. Sean Connery, Kevin Costner, Erol Flynn und auch Otto Waalkes fallen mir auf Anhieb ein. Bryan Adams, Chris de Burgh, Reinhard Mey und auch die Prinzen haben Robin Hood besungen. Es gibt ein Orchesterwerk von Erich Wolfgang Korngold. Wie kamen Sie auf die Idee, hier auch noch einzusteigen?

Nachdem wir unser Erzählkonzert-Debüt Das Dschungelbuch von Rudyard Kipling im Kasten hatten und eine unglaubliche Resonanz bekommen haben, war klar, dass wir nicht nur ein Werk abliefern müssen, sondern gleich eine ganze Reihe. Wir arbeiten schon an Teil 3, nebenbei bemerkt. Somit haben wir uns überlegt, was jetzt als zweites kommen könnte, eine Geschichte die nicht nur junge Leute fasziniert, sondern alle von 6 bis 99. Zusammen mit Rüdiger Ruppert – Schlagzeug, Coproduktion, Dramaturgie – und den Verantwortlichen vom Argon Verlag sind wir dann bei Robin Hood gelandet und haben mit John von Düffel einen Autor gefunden, der uns eine neue Version schreibt. Dass es natürlich andere viele wunderbare Versionen von Robin Hood gibt, hat uns nicht zurückgeschreckt. Beim Dschungelbuch hatten wir eine ähnliche Ausgangssituation, da hat es super funktioniert und bei Robin Hood haben wir nun auch eine sehr erfolgreiche Version geschaffen.

Wie sind Sie vorgegangen und wer war sonst noch beteiligt?

Nachdem John von Düffel den Text vorgelegt hat, haben wir mit Caroline Lux und Christian Brückner dieses Mal zwei tolle Stimmen integriert. Ich hab nach und nach die Musik geschrieben und wir haben in Berlin in den Traumton-­Studios mit Andreas Lammel und Martin Offik aufgenommen.

Robin Hood

Insgesamt waren dieses Mal 17 Musiker dabei und einiges an Instrumenten kam zusammen: Gitarre, Dobro, Piccolo-Flöte, Tenorsaxofon, Klarinette, Bassklarinette, Bass­saxofon, Tubax, Harfe, Posaune, Trompete, Percussion, Schlagzeug, Pauken, Sousafone, Banjo … und das Sherwood-Stringquartett. Ohne die finanzielle Unterstützung der Initiative Musik, dem Argon Verlag und natürlich dem Coproduzenten hr2 Kultur wäre das allerdings nicht zu stemmen gewesen.

Nun sind sie auch für den Deutschen Jazzpreis nominiert! Das war vermutlich nicht der Antrieb, diese Ballade neu zu erzählen – trotzdem: Das wär schon was, oder?

Im Moment kann ich nur sagen: Es läuft. Nachdem die SWR-Big Band – mit meiner Beteiligung (lacht) – diesen Februar drei Mal für den Grammy nominiert war und ich meinen Namen auf einem Grammy nun verewigen durfte, dachte ich mir, dass da jetzt eigentlich nichts mehr kommen kann. Aber die Nominierung für den Deutschen Jazzpreis ist natürlich für mich und für die ganze Produktion das Sahnehäubchen. Egal ob wir nun gewinnen oder nicht, ist das für uns jetzt schon ein Wahnsinnserfolg.

Deutscher Jazzpreis
81 Musikschaffende und Projekte, die im vergangenen Jahr außergewöhnliche künstlerische und innovative Leistungen im nationalen und internationalen Kontext erbracht haben, dürfen in 31 Preiskategorien auf eine der begehrten Trophäen hoffen. Der Deutsche Jazzpreis wird am 27. April im Metropol Theater Bremen verliehen – auch an Martin Auer? www.deutscher-jazzpreis.de