Brass, News | Von Klaus Härtel

Sauerland-Herbst bietet große Bandbreite

Sauerland Herbst

Von einer angezogenen Handbremse ist beim Blick ins Programmheft des Sauerland-Herbst nichts zu sehen. Ganz im Gegenteil: In einer Zeit, in der Konzerte endlich wieder möglich sind, sehnen sich alle nach hochkarätigen Live-Acts. Im Sauerland gibt man deshalb Vollgas!

Klotzen nicht kleckern scheint die Devise im Landratsamt in Meschede zu sein. Denn hier laufen die Fäden zusammen, hier organisiert der künstlerische Leiter Prof. Thomas Clamor mit seinem Team und unter Schirmherrschaft des Landrats Dr. Karl Schneider den Sauerland-Herbst. Auffälligste Neuerung für die kommende Ausgabe ist die zeitliche Expansion. Mit einem Open-Air-Wochenende im August wird der Herbst zum Sommer. Vom 11. bis 14. August wird  die Freilichtbühne Herdringen bespielt. Mit von der Partie: Laith Al-Deen und die Big Band der Bundeswehr, da Blechhauf’n, Men in Blech und die Kapelle So&So.

Die 23. Auflage des Internationalen Brass-Festivals Sauerland-Herbst setzt dann auch vom 30. September bis zum 30. Oktober auf ein viel­fältiges Programm mit 18 Konzerten, Schüler­projekten und verschiedenen Workshops. Ein kleiner Auszug verdeutlicht dies: das Venezuelan Brass Ensemble, Matthias Höfs, Mnozil Brass, Lito Fontana, Sonus Brass, Thomas Gansch. “Vielfalt und der Abwechslungsreichtum musi­kalischer Ausdrucksformen im Gewand des ‘goldenen Blechs’ können durchaus als Alleinstellungsmerkmal des Sauerland-Herbst gel­ten”, schreibt der künstlerische Leiter Prof. Thomas Clamor in seinem Grußwort und spricht damit die große Bandbreite an Solisten, Ensembles und Orchestern aus aller Welt mit Komposi­tionen unterschiedlichster Musik­epo­chen und vieler Stilrichtungen an.

sauerland

Wir sprachen mit dem künstle­rischen Leiter Thomas Clamor

Das Sauerland ist landschaftlich gesehen das “Land der tausend Berge”. Mit dem Sauerland-Herbst reihen Sie auch kulturell einen Höhepunkt an den nächsten. Und das seit mittlerweile über 20 Jahren. Verraten Sie uns ein Erfolgsgeheimnis?
Clamor
Thomas Clamor

Ein so großes Geheimnis ist es vielleicht gar nicht, wenn einige Faktoren aufeinandertreffen… Das “Land der tausend Berge” ist eine wunderschöne Mittelgebirgsregion, in die es sich lohnt zu reisen – wo auch Kunst und Kultur durch den Hochsauerlandkreis und seinen Landrat Dr. Karl Schneider auf bemerkenswerte und vorbildliche Art und Weise gefördert werden. Dadurch war es möglich, den Sauerland-Herbst zu etablieren, der in diesem Jahr seinen 23. Geburtstag feiert und sich weltweit zu einem der größten internationalen Brass-Festivals entwickelt hat. Die Vielfalt unserer Konzert- und Veranstaltungsangebote von hoher künstlerischer Qualität mit national und international renommierten Künstlern, die ein wichtiges Anliegen sind, um interessante und anspruchsvolle Festivalprogramme zu entwickeln. Hinzu kommt die große Musiktradition, die Gastfreundschaft und Warmherzigkeit der Menschen im Sauerland und ein begeisterungsfähiges Publikum aus Nah und Fern. Und nicht zuletzt ein tolles und motiviertes Team.

Die vergangenen zwei Jahre standen unter dem Einfluss von Corona. Nun deutet sich an, dass der Sauerland-Herbst wieder weitgehend normal über die Bühne gehen kann. Wie sehr zehrten die vergangenen zwei ­Jahre an Ihren Nerven? Woher rührt Ihr Op­timismus? Oder ist es gar die von Franz Müntefering einst zitierte Sturheit, die “zu den wichtigen Sauerländer Eigenschaften” zählt?

Natürlich hat auch der Sauerland-Herbst die Auswirkungen der Pandemie zu spüren bekommen. Mit verantwortungsvollem Optimismus gegenüber unseren Künstlerinnen und Künstlern sowie unserem Publikum habe ich mich von Anfang an dafür ausgesprochen, nicht zu frühzeitig das Festival abzusagen und sofort auf Prognosen und Vermutungen zu reagieren. Insofern konnten mithilfe unserer effektiven Hygiene­konzepte, des unermüdlichen Einsatzes unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und nicht zuletzt durch die vorbildliche Disziplin unseres Pu­bli­kums im Jahr 2020 zumindest vier Konzerte und im Jahr 2021 sämtliche Konzerte und Akademien ohne einen Vorfall stattfinden. Mit größter Zuversicht hoffen wir nun auch, dass unser Festival 2022 ohne Probleme und große Einschränkungen verlaufen kann.

Das Schicksal vieler Künstler hat mich in diesen zwei Jahren sehr bewegt und auch, dass die Kultur in unserem Lande fast gänzlich zum Erliegen kam. Gerade in einer solch sorgen- und angsterfüllten Zeit ist es so wichtig, Angebote zu machen, die vielen Menschen, wenn vielleicht auch nur für einen kurzen Moment, Hilfe und Unterstützung geben können. Wir haben in einem besonderen Maße gesehen, wie wichtig Musik, Konzerte und kulturelle Veranstaltungen in einer solchen Zeit sein können.

Ob die Sturheit eine wichtige Sauerländer Eigenschaft ist, vermag ich als Ostwestfale nicht zu sagen. Vielmehr habe ich erlebt, dass die Menschen im Sauerland einfach nicht zu früh auf­geben und mit Optimismus, gut überlegt und zielgerichtet an guten und wichtigen Dingen festhalten.

Beim Blick ins Programm fällt der zwei­geteilte Sauerland-Herbst auf, der diesem zusätzlich einen Sommer beschert. Was war ausschlaggebend für das zusätzliche Open-Air-Sommerfestival?

Open-Air-Festivals erfreuen sich großer Beliebtheit und haben im Vergleich zu Konzertsälen ein ganz besonderes Flair. Insofern wollen wir unserem Publikum ein solches Erlebnis nicht vorenthalten und starten erstmals mit diesem neuen Format vom 11. bis 14. August auf der Freilichtbühne in Herdringen.

Neben Konzerten stehen auch Workshops auf dem Programm. Wie wurden diese ausgewählt und für wen?

Unsere alljährlich begleitenden Workshops sind ein weiteres Angebot, das wir für Musikerinnen und Musiker jeden Alters und für jeden künstle­rischen Leistungsstand anbieten. Im Mittelpunkt steht, was Menschen einen weiteren Zugang zur Musik ermöglicht und die Motivation selbst zu musizieren fördert. Auch die gezielte Unterstützung unseres musikalischen Nachwuchses und die Förderung angehender Profimusiker sowie die pädagogisch wertvollen Schulkonzerte liegen mir sehr am Herzen. Hierfür arbeiten wir mit namhaften Dozenten, Professoren deutscher Musikhochschulen, Dirigenten, Musikvermittlern, Verbänden und Institutionen intensiv zusammen.