Szene, Wood | Von Georg Wassmuth

Saxofonistin Ruth Velten: Reisende in Sachen Tonwaren

Die Reisetasche im Flur hat Ruth Velten kurzerhand aus dem Weg geschoben und den Besucher Richtung Küchentisch bugsiert. An ihm lässt sich bei einer Tasse Kaffee ungezwungen plaudern. Gestern erst ist die Saxofonistin von einer Arbeitsphase in Berlin nach Landau zurückgekehrt.

In der Theaterstraße lebt sie mit ihrem Partner, dem Trompeter Christian Syperek, der seit gut zwei Jahren als Landesposaunenwart der Evangelischen Kirche der Pfalz in Lohn und Brot steht. Während die Kaffeemaschine noch munter vor sich hin blubbert, beginnt die junge Künstlerin zu erzählen.

»Ich pendle eigentlich ganz gerne zwischen Provinz und Großstadt. In Berlin habe ich noch eine kleine Zweitwohnung, dort laufen ja all meine Projekte. Den Kontrast zwischen kommunikativer Nähe hier in Landau und der weltläufig anonymen Hauptstadt nehme ich persönlich als totale Bereicherung wahr.«

Ein Naturansatz für das Saxofon

Ruth Velten wurde als hellwaches Nordlicht 1980 in Flensburg geboren. In der weitläufigen Musikerfamilie gehörte es zum guten Ton, mindestens ein Instrument zu spielen. »Ich habe mit Klavier und Geige angefangen, aber als ich mit zwölf zufällig ein Konzert mit dem Jazz-Saxofonisten Peter Weniger erlebte, wollte ich sofort wechseln.

Mein großes Glück war und ist, einen Naturansatz für das Saxofon zu haben. Ich habe also das Instrument in die Hände genommen und konnte sofort loslegen, da kamen richtige Töne raus.«

Innerhalb kürzester Zeit fand sich Ruth Velten in der Schul-Bigband wieder, die eine hervorragende Motivationsbasis war. »Toller Groove und super Leute, anspruchsvolle Arbeit und zur Belohnung Konzertreisen.« Die Saxofonistin gerät in der Rückschau noch heute ins Schwärmen, wenn sie von ihrer persönlichen Bigband-Ära erzählt.

Dann kam der Schnitt. Ruth Velten immatrikulierte sich für ein Medizinstudium in Lübeck. Ihre Zwillingsschwester hatte sich parallel für ein Musikstudium entschieden. »Die Atmosphäre an der Musikhochschule hat mir bei meinen Besuchen viel besser gefallen als an der medizinischen Fakultät. Ich habe dann kurzentschlossen den weißen Kittel an den Nagel gehängt, an der Universität der Künste in Berlin den Hut bei der Aufnahmeprüfung in den Ring geworfen und es hat dann auf Anhieb geklappt.«

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