Orchestra | Von Dieter Adam

Schlägel von Tilmann Morlang im Test

Morlang
Fotos: Morlang Percussion

Menschen sind Jäger und Sammler. Als Schlagzeuger erst recht. Auf der Suche nach neuen Mallets für Pauken bin ich in den Weiten des Internets auf Tilmann Morlang gestoßen, der sich erst seit 2019 mit dem Schlägelbau beschäftigt und 2021 sein Gewerbe für den Vertrieb von Percussionzu­behör – vornehmlich Mallets – angemeldet hat. Das Angebot überzeugte mich, also nichts wie bestellt und losgetestet…

Tilmann Morlang bietet zurzeit vier Schlägelserien an, die auch die allermeisten der Klangvorstellungen des anspruchsvollen Paukisten abdecken sollten.

Flanell-Serie (FL)

Die Köpfe dieser Serie bestehen aus mehreren Lagen Stoff oder Leder, die auf einem mit dem Bambusstiel verklebten Nylongewinde befestigt sind. Letztere sorgen für mehr Stabilität als Holzgewinde. Sie erzeugen einen schlanken, eleganten und doch markanten Paukenklang.

Lederschlägel mit Holzkern (HL)

Diese Schlägelköpfe bestehen aus einem kleinen Buchenholz-Kern, der mit unterschiedlich ­dicken Lagen Filz überzogen ist, umhüllt von Fenster­leder. Es ergibt sich ein heller, artikulierter Anschlagsklang. Die Schlägel sind interessant für Barock und Frühklassik, aber auch für schnelle und deutlich artikulierte Passagen.

Silver Line (SL)

Diese Schlägel sind eine moderne Interpretation des klassischen Korkschlägels. Die Kerne bestehen aus Gewebeband mit abschließender Lage Kork und sind mit unterschiedlich dicken Lagen Wollfilz bezogen. Sie machen einen schlanken, eleganten Klang.

Black Line (BL)

Der Kern besteht hier je nach Modell aus unterschiedlichen Lagen Gewebeband, Kork und Filz. Danach folgt eine Lage Garn sowie abschließend eine Lage Wollfilz. Dunkler, romantischer Klang, der auch im Fortissimo nie “knallig” wirkt. Mit dieser Serie lassen sich die wesentlichen Anwendungsbereiche in der Blasmusik von artikulierter, eleganter Ansprache bis zum weichen, vollen Wirbel abdecken. Extra- und Sonderan­fertigungen sind laut Hersteller möglich – und bei Paukern ja durchaus beliebt.

Durch die Verwendung von Tonkin-Rohr (10 bis 11 Millimeter Durchmesser) sind die Schlägel entsprechend leicht; meine Schlägel wiegen zwischen 30 und 40 Gramm je nach verwendetem Material der Köpfe. Die Griffenden sind mit Griffstoppern aus Silikon versehen. Der verwendete Filz besteht aus 100 Prozent Schurwolle und stammt von der auf Filze spezialisierten Firma Johanna Daimer aus München.

Morlang
Die Flanell-Serie

Hurra, die Post ist da…

Mit Spannung erwartete ich “meine” Schlägel, laut Lieferant frisch und “extra für mich” angefertigt. Bei “meinen” Orchestern stehen mir jeweils Vierersätze Pauken zur Verfügung, zum “Rumspielen” und auch Üben habe ich – sehr zur Freude meiner Nachbarn – einen Zweiersatz zu Hause. 

Mein “Starter-Set” an Morlang-Schlägeln bestand aus den Typen HL2, FL1, FL3 sowie FL5 (die eher harte Fraktion), SL3 (mittel) und BL4 sowie BL5 (weich). Per E-Mail beriet mich Tilmann Morlang hinsichtlich meiner Vorauswahl intensiv und beschrieb dabei sehr plastisch und detailliert seine Produkte.

Das Paket mit den Testschlägeln – professionell in Optik und Verpackung – wurde per E-Mail vorab angekündigt, die Tracking-Nummer mitgeteilt. Die Lieferung erfolgte innerhalb einer Woche, und die erste Sichtkontrolle ließ ahnen, dass hier mit Liebe zum Detail produziert wird. Eine Kennzeichnung des jeweiligen Schlägeltyps erfolgt direkt unterhalb der Köpfe am Griff und könnte ein klein wenig größer sein.

Auf der Website des Herstellers sind die Eigenarten der jeweiligen Schlägeltypen anschaulich und quasi “hörbar” beschrieben. Mein Test der überlassenen Sätze bestätigte das Klangerlebnis gemäß Beschreibung ziemlich genau. Gleich beim ersten “In-die-Hand-nehmen” der Muster-Sätze hat man das Gefühl der absoluten Ausgewogenheit der jeweiligen Schlägel. Die Briefwaage bestätigte das. Angenehm beim Spielen sind auch die inzwischen bei den meisten etablierten Paukenschlägel-Herstellern verwendeten Griffstopper aus Silikon. Dazu kommt ein tolles optisches Finish der Schlägel. 

Kurzum: Der erste Eindruck beim Studieren der Website von Morlang Percussion hat mich nicht getäuscht. Die Morlang-Schlägel halten einem Vergleich mit bekannten Herstellern absolut Stand – und das Preis-Leistungsverhältnis spricht hier ganz besonders für sich. 

Einen Langzeittest durch mich werden die Mallets ab sofort über sich ergehen lassen müssen – ich freue mich auf die Nutzung. Der Jäger-und-Sammler-Leidenschaft werde ich also weiter nachgehen und nach und nach meine Schlägelsammlung mit Morlang-Mallets erweitern.

Übrigens sollen sich auch die von Morlang Percussion angebotenen handgehämmerten Bronze-­Triangeln zum Geheimtipp entwickeln. Laut Hersteller werden diese bereits von einigen renommierten Orchestern wie zum Beispiel dem Opern- und Museumsorchester Frankfurt gespielt. Einen Test haben wir bislang noch nicht vereinbart.

Morlang

Tilmann Morlang 

wurde 1994 in Frankfurt am Main geboren und erhielt ersten Klavierunterricht im Alter von 5 Jahren. Mit 6 Jahren war er Schlagzeuger in der Grundschulband, bevor er mit 8 Jahren ersten Schlagzeugunterricht bekam. Ab 2011 wurde er Schlagzeuger in der Rockband »not-enoughspace« sowie Schlagzeuger/­Pauker im Jugendsinfonieorchester des Main-Taunus-Kreises. Ab 2012 war er privater Schlagzeuglehrer und ab 2013 Schlagzeuger/Pauker im Landesjugendblasorchester Hessen. 2019 unternahm er erste Versuche im Schlägelbau für den Eigenbedarf, seit 2021 gibt es das Gewerbe Morlang Percussion.

www.morlangpercussion.de