Brass, Orchestra, Schwerpunktthema, Wood | Von Tilmann Böttcher

Schwerpunktthema: Abenteuer Programmplanung – Musik im Kontext

An welche Konzerte und Konzertprogramme erinnern wir uns? Was bleibt im Gedächtnis? Fragen wir fünf Menschen, werden wir fünf verschiedene Antworten erhalten. Genauso, wie wir als Musiker Konzerte und Programme immer wieder neu und anders erleben, reagieren wir als Hörer unterschiedlich auf das, was uns geboten wird. Sogar unsere momentane Stimmung kann stark auf unsere Wahrnehmung einwirken: Ein und dasselbe Programm kann uns an dem einen Tag sinnvoll, am nächsten missglückt vorkommen. Was ein Mensch als sinnvolle Klammer zwischen Stücken empfindet, deklariert der andere als Pfusch; eine Zusammenstellung, die uns zunächst zufällig scheint, bringt später völlig neue Verbindungslinien zwischen den Stücken zu Tage.

Kriterien für ein gutes Konzertprogramm

Wenn also die Reaktionen auf ein und dasselbe so unterschiedlich sein können, wenn es also so viele gute Konzertprogramme wie Geschmäcker in der Welt gibt: Können wir dann überhaupt Kriterien für ein gutes Konzertprogramm aufstellen? Wir können uns zunächst einmal überlegen, in welchen Kontexten das Konzert steht, das wir planen möchten, können ein Netz unterschiedlichster Verbindungslinien spannen, um zu verhindern, dass wir uns völlig vergaloppieren. So können wir im Laufe der Zeit das Gespür für die Rahmenbedingungen immer weiter verinnerlichen, um frei zu werden für kreative Programmplanung, für eine Planung, die dazu beiträgt, dass unser Publikum in unser Konzert hineingezogen wird und sich von uns berühren – vielleicht sogar: verändern lässt.

Spannungsfeld Kontext

Wenn ich mich daran mache, ein Konzert zu entwerfen, muss dieses im Normalfall auf die vorgegebenen Rahmenbedingungen des Konzerts abgestimmt sein: Wo spiele oder singe ich? Wer singt und spielt? Wie viele Mitwirkende gibt es? Welches Publikum spreche ich an? Zahlt das Publikum Eintritt und wenn ja, wieviel? Diese Rahmenbedingungen stehen in Zusammenhang mit drei Fragen:

  1.  Welche künstlerischen Ziele sind mit dem Konzert verbunden? Im Grundsatz ist das die Frage, welchen künstlerischen Anspruch das Programm in seinen Teilen und seinem Gesamtkonzept hat.
  2. Welche sozialen Ziele werden mit dem Konzert verfolgt? Fördere und fordere ich die beteiligten Musiker mit diesem Konzert? Gerade bei Musikschulen, bei Laienorchestern, Blaskapellen, Musikvereinen spielt die Frage nach dem Stellenwert des Sozialen in der Konzertplanung eine zentrale Rolle. Aber auch die Frage »Fördere und fordere ich das Publikum mit diesem Konzert?« kann auf Zielgruppen mit besonderen Bedürfnissen hinweisen, vielleicht auch auf Konzerte mit pädagogischem Bezug – sowohl für junge als auch für ältere Menschen.
  3. Welche wirtschaftlichen Ziele sind abgesteckt? Präzise: Muss oder will ich mit dem Konzert Geld verdienen? Wie teuer kommt mich das Konzert? Als Konzertveranstalter (im weitesten Sinne) habe ich heute die Möglichkeit, diese Ziele immer wieder neu zu stecken.

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