Brass, Orchestra, Wood | Von Klaus Härtel

Schwerpunktthema: „Blasmusik ist hyper-maskulin“ – Gay Tuba Player Dan Burdick im Interview

Im Profifußball ist es nach wie vor undenkbar. Undenkbar, dass sich ein homosexueller Sportler outen könnte. Erst kürzlich wurde wieder aktuell darüber diskutiert, als der fluter, das Jugendmagazin der Bundeszen­trale für politische Bildung, ein anonymes Interview mit einem Fußballer abdruckte, »den es nicht gibt«. Sollte es tatsächlich ein Thema geben, bei dem die Musik einmal weiter ist als der Sport? Es scheint so – auch wenn schwule Musiker ebenso noch nicht als selbstverständlich angesehen werden. Klaus Härtel sprach mit dem homosexuellen Tubisten Dan Burdick, Professor an der Edinboro University of Pennsylvania.

CLARINO: Hatten Sie eigentlich jemals Probleme, sich als Musiker als homo­sexuell zu outen?

Dan Burdick: Oh ja, die hatte ich. Es gibt nämlich im Prinzip zwei Arten des Pro­blems. Das erste ist, dass vor allem die Blechblas-Szene eine hyper-maskuline Umgebung ist. Die Musiker machen Witze darüber, ohne sich des Ernstes des Themas bewusst zu sein. Sie lassen dann Sprüche los wie »Mann, ist das schwul« oder »Du Schwuchtel!«. Ich war also damals lange Zeit nicht so sicher, ob ich mich outen ­sollte. Es hat ewig gedauert, bis ich den Entschluss fasste. Ich spielte damals schon als Profi in Erie, Pennsylvania, bei den Philharmonikern, im Erie Chamber Orchestra und in weiteren Ensembles. Ich saß dort auch mit den Posaunisten zusammen, die besonders hyper-maskulin sind. Als ich mich dann outete, meinten alle, wie großartig das sei und maßen dem eigentlich – glücklicherweise – keine große Bedeutung zu.

Das PDF enthält alle fünf Artikel des Schwerpunktthemas „Integration“:

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