Orchestra, Schwerpunktthema | Von Stefan Fritzen

Schwerpunktthema: Das Instrument – Spiegel der Seele

Wenn Musik erklingt, bleiben die Menschen gebannt stehen, um sich von der Kraft der Töne faszinieren zu lassen. Kleine Kinder wiegen sich spontan im Rhythmus der Melodien, und zwischen den Menschen findet unmerklich eine nonverbale Kommunikation statt, die dazu angetan ist, bandstiftende Friedfertigkeit zu erzeugen.

Vom 15. bis 18. April findet in Frankfurt am Main wieder die Musikmesse statt. Diese Veranstaltung beweist das nach wie vor ungebrochene Interesse an ton- und klangerzeugenden Geräten, auch wenn wir oft verzweifelt über die zunehmende musikalisch-künstlerische Unwissenheit breiter Schichten unserer Gesellschaft klagen, die den Reichtum der Musik kaum noch zu erkennen in der Lage sind und über die fehlende Bereitschaft, sich der Mühsal des Erlernens eines Instruments zu unterziehen.

Hinzu kommt heute die mediale Bequemlichkeit, denn man braucht ja nur Knöpfchen zu drehen, um berieselt und – möglicherweise – seelisch angesprochen zu werden. Dass bloße Musikhörer innerlich eigentlich nur das wiederkäuen, was Fachleute ihnen vorsetzen, wird kaum bedacht. Letztlich erfreuen wir uns nur an der Musikliebe und dem Können Dritter, ohne daran zu denken, dass wir selbst mit einer großen Fülle emotionaler Kräfte ausgestattet sind, die wir zur eigenen und anderer Freude musikalisch in die Welt hineinjubeln könnten, wenn wir ein Instrument beherrschten.

Musik macht die Herzen weit!

Dabei haben Musikinstrumente seit Jahrtausenden eine große Bedeutung für die Entwicklung des Menschengeschlechts. Schon früh erkannte man, dass sie mehr sind als nur Schallerzeuger. Mit Musikinstrumenten lässt sich der Zauber von Illusion und Unterhaltung hervorrufen, sie sind Medium für die Gestaltung von Ritualen und geeignet, geistige Erkenntnisse und Erfahrungen in Kunst umzuformen und Lebensäußerungen eindringlicher zu gestalten. Sie leisten Wesentliches bei der Definition ästhetischer Regeln, die zur Grundlage unterschiedlicher phänotypischer Zivilisationsphasen und Überzeugungen geworden sind. Heute weiß man, dass bereits unsere frühen menschlichen Nachbarn, die Neandertaler, einfache Instrumente besaßen, die nicht nur der Lenkung kollektiver Arbeitsgänge galten.

Musik und Mathematik

Die Berechnung von Ton und Zusammenklang beschäftigte schon in der Antike Gelehrte und Musiker. Die Chinesen untersuchten bereits vor etwa 3000 Jahren die Phänomene der Akustik mit der Entwicklung von Tonsystemen und dem Verhältnis von Tönen zueinander, also von Tonhöhen und Stimmungen. In der Antike war es vor allem der von der Insel Samos stammende Philosoph, Mathematiker und Politiker Pythagoras (ca. 570 bis 510 vor Christus), der sich mit der Berechenbarkeit reiner Intervalle beschäftigte und damit zum Gründer der mathematischen Analyse der Musik wurde. Er untersuchte unter anderem die Verhältnisse von Saitenlänge und Tonhöhe und soll dadurch auch die Zusammenhänge von Teiltönen erkannt haben. Das gewonnene Wissen wurde frühzeitig auf die Entwicklung von Instrumenten übertragen. Dabei spielten Intervalle und Zusammenklänge und deren ästhetische Wirkung, die sich aus der Obertonreihe ergaben, eine bedeutende Rolle. Durch Überblasen kann man sich auf einem Blechblasinstrument die Obertonreihe sehr eindrucksvoll verdeutlichen und hörbar machen.

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