Filmmusikbearbeitungen sind seit Jahrzehnten ein wesentlicher Bestandteil des Blasorchesterrepertoires. Gerne greifen Dirigenten bei ihrer Programmauswahl auf Arrangements bekannter Melodien aus aktuellen Filmen oder Filmklassikern zurück. manchmal werden sogar ganze Konzertabende unter das Motto »Filmmusik« gestellt.
Aufgrund der Beliebtheit dieses Genres, aber auch wegen der unterschiedlichen Leistungsfähigkeit der Blasorchester, ist die Auswahl an Filmmusik-Arrangements entsprechend groß und vielseitig. Von ein und derselben Originalmusik existieren – je nach Popularität – oft zig verschiedene Versionen, von einfachsten Ausgaben für Bläserklassen oder Jugendorchester bis zu Profi-Arrangements.
Allerdings eignet sich lange nicht jede Filmmusik dazu, im Konzertsaal aufgeführt zu werden. Denn Filmmusik ist in der Regel Funktionsmusik, also Musik, die einen Zweck erfüllen muss, in diesem Falle das Geschehen auf der Leinwand zu untermalen, zu erklären, zu kommentieren und gegebenenfalls Einheit zwischen räumlichen und zeitlichen Handlungssprüngen zu stiften. Sie interagiert daher sehr stark mit den Bildern und ist von ihnen abhängig. Wird die Filmmusik nun dieser Bezugspunkte beraubt, wie es bei einer konzertanten Aufführung ja der Fall ist, wirkt sie oft merkwürdig hohl und leer – geradezu belanglos, wie der Musikjournalist und Filmmusikexperte Matthias Keller in seinem lesenswerten Buch »Stars and Sounds« (Kassel 1996) ausführt. Die Gründe dafür liegen in der besonderen Kompositionsweise, die notwendig ist, um eine solche funktionale Musik zu produzieren. Da ihre Form von der Handlung abhängt, ist eine formale Gestaltung hinsichtlich rein musikalischer Kriterien nicht möglich. Gleiches gilt für die Themenbehandlung: Oft werden die Protagonisten und sonstige relevante Gegenstände, Orte usw. mit einem Thema versehen, einer Art Erkennungsmelodie, die – ganz im Stile der Wagner’schen Leitmotive, wo diese Technik ihren Ursprung hat – immer dann erklingt, wenn die besagte Figur bzw. Sache in den Mittelpunkt der Handlung rückt.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Filmmusik & Musikfilm":
- (Blas-)Musik beim Film (von Christian Mayr)
- Blasinstrumente in der Filmmusik (von Enjott Schneider)
- Bugs Bunny in Aktion – Raymond Scotts heimliche Filmkarriere (von Hans-Jürgen Schaal)
- Filmmusik im Bläserkleid – Wer fängt den Kern? (von Jörg Murschinski)
- "Das ist Unsinn!" – Enjott Schneider über Film- und E-Komponisten (von Klaus Härtel)
- Zwei glorreiche Kalifornier – Filmklänge für Clint Eastwood (von Hans-Jürgen Schaal)