»Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an«, meinte einst der deutsche Dichter E.T.A. Hoffmann. Und in einigen Musikbereichen mag dies auch zutreffen – aber nicht in allen. Denken wir beispielsweise an die aktuelle Musik in den Charts. Trennen wir hier den Text von der Musik, so verliert die Musik ihre Aussage, denn der Inhalt und ein Großteil der Emotionen werden über den Text transportiert. Oder denken wir an Beethovens großartige 9. Symphonie. Sie findet trotz aller Tragkraft und instrumentaler Schönheit erst und letztendlich Erfüllung und Vollendung, wenn der Text, die Sprache dazukommt – »Freude, schöner Götterfunken!«
Natürlich ist Musik durchaus in der Lage, Text zu transportieren, ja zu tragen und zu unterstreichen. Im besten Fall erhöht Musik den Text, gibt ihm zusätzliche Kraft und Ausstrahlung und schenkt ihm neue Bedeutungsebenen. Aber dies liegt alles in den Händen der Schaffenden – zum einen in der Hand des Textautors, wie gut und inspirierend er schreibt, zum anderen in der Hand des Musikautors, wie meisterlich und bewegend er die Vorlage in Musik zu bringen versteht.
Die Verbindung von Text/Literatur und Musik hat in verschiedenen Genres Großes hervorgebracht. Denken wir an herrliche Opern wie etwa Giuseppe Verdis »Traviata« auf Grundlage von Alexandre Dumas »Die Kameliendame«. Denken wir an wunderbare Lieder wie die Rückert-Lieder von Gustav Mahler oder die Mörike-Lieder von Hugo Wolf. Oder die »Vier letzten Lieder« von Richard Strauss nach Gedichten von Hermann Hesse und Joseph von Eichendorff.
Wie sieht es aber in der Blasmusik aus mit Literaturvertonungen? Ein wirklich großer Teil der Blasorchesterwerke hat programmatischen Inhalt, das heißt, sie beschreiben musikalisch außermusikalische Bereiche wie geschichtliche Situationen, Inhalte, Ereignisse, Personen. Da liegt die Verwendung von Literatur als inspirierende Grundlage doch nahe. Literatur ist nun ein großer Begriff. Der Duden definiert ihn als »[gesamtes] Schrifttum, veröffentlichte [gedruckte] Schriften«. Dementsprechend groß sind auch die Möglichkeiten, die sich einem Komponisten bei der Vertonung bieten.
Das PDF enthält alle sieben Artikel des Schwerpunktthemas "Blasmusik & Literatur":
- Blasmusik & Literatur (von Cornelia Härtl)
- Jazz & Crime – Kriminalromane um Jazzbläser (von Hans-Jürgen Schaal)
- Lesen bildet! Was wird gelesen, was wird empfohlen?
- Fachliteratur versus musikalische Spontaneität (von Stefan Fritzen)
- Ein Plan funktioniert – Der WDR macht mehr Musik (von Klaus Härtel)
- Große Literatur für Blasorchester (von Anneliese Schürer)
- William Shakespeare und das Blasorchester (von Jörg Murschinski)