Brass, Schwerpunktthema | Von Hans-jürgen Schaal

Schwerpunktthema: Highnote-Virtuosen des 18. Jahrhunderts – Barocktrompete und Clarinblasen

Die Clarinbläser der Barockzeit waren Naturton-Akrobaten und tummelten sich vor allem in der zweigestrichenen Oktave. Das konnte auf Dauer ganz schön anstrengend werden. Gottfried Reiche, der langjährige Leib-und-Magentrompeter von Johann Sebastian Bach, fiel nach der Freiluftaufführung einer Bach-Kantate einfach tot um.

In der vorbürgerlichen Ära – bis ins 19. Jahrhundert hinein – war das Trompeteblasen ein besonderes Privileg. Noch 1795 forderte der große Trompeter Johann Ernst Altenburg, dass dieses Instrument lediglich »vor Kaisern, Königen, Fürsten, Grafen und Herren wie auch vornehmen Militärbedienten« gespielt werden dürfe. Lange Zeit galt: Wer einfach so auf der Straße oder in einer Kneipe in seine Trompete bläst, macht sich eines Verbrechens schuldig und muss mit einem Prozess rechnen.

Für städtische Zwecke waren Zink, Posaune und Horn lange gut genug. Die Trompete dagegen war dem Hof, dem Militär und der Kirche vorbehalten. Unter Trompetern galt ein strenger Ehrenkodex, der Umgang mit nichthöfischen Musikern war verpönt. Nur unbescholtene, ehelich geborene junge Männer wurden zu der sechsjährigen Ausbildung zugelassen und konnten Hof- oder Feldtrompeter werden. Bei Hofe waren sie dann königliche oder fürstliche Diener mit Sonderrechten und höherem Lohn. Aber erst nach weiteren sieben Jahren Praxis durften sie daran denken, selbst Trompete zu unterrichten.

Die traditionelle Aufgabe von Trompetern bestand seit der Antike darin, Fanfarensignale zu blasen – beim Militär oder bei der Hofzeremonie. Erst im 17. Jahrhundert sprach es sich allmählich herum, dass man auf diesem Instrument auch richtige Musik machen könne. In der Höhe, schrieb Michael Praetorius 1619, seien auf der Trompete doch »allerlei Melodien« möglich. Um sie zu meistern, benötigte man aber ein großes Maß an Kunstfertigkeit, denn das Instrument der Barockzeit war eine reine Naturtrompete ohne Ventile. Das Rohr einer solchen barocken C-Trompete maß 2,24 Meter, war also fast doppelt so lang wie das einer modernen B-Trompete. Zwar hatte man im 16. Jahrhundert bereits die gewundene Rohrform mit zwei 180-Grad-Kurven eingeführt, aber dennoch hatte so ein Instrument fast 80 Zentimeter Länge.

Das PDF enthält alle sieben Artikel des Schwerpunktthemas "Das Instrument – Spiegel der Seele":

  • Das Instrument – Spiegel der Seele: Instrumente sind mehr als nur Schallerzeuger (von Stefan Fritzen)
  • Theinerts Thema: Welche Rolle spielt das Instrument? (von Klaus Härtel)
  • Instrumentenkauf – Die Qual der Wahl (von Cornelia Härtl)
  • Auf dem Holzweg? – Ein lebendiger Werkstoff (von Klaus Härtel, Tobias Leon Haecker und Cornelia Härtl)
  • Das perfekte Instrument? – Kann man musikalische Qualität messen? (von Klaus Härtel)
  • Ausgedruckt: Blockflötenbau zwischen Innovation und Tradition (von Klaus Härtel)
  • Highnote-Virtuosen des 18. Jahrhunderts – Barocktrompete und Clarinblasen (von Hans-Jürgen Schaal)

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