Wir »erwischen« Emmanuel Pahud in Luxemburg, wo er im Rahmen eines Festivals auftritt. Gestern war er zu CD-Aufnahmen in München, morgen wird er in einer Jury in Kopenhagen sitzen. Danach geht’s zu Konzerten in die Schweiz und schließlich nach Brasilien. Keine Frage, zum Thema »Musiker im Ausland« gibt es keinen besseren Experten als den Soloflötisten der Berliner Philharmoniker. Wobei: Wo ist eigentlich »Ausland«?
CLARINO: Schon als Kind sind Sie ständig umgezogen: von Genf nach Bagdad, von da nach Paris, nach Madrid, Rom und Brüssel. Sie studierten in Paris, arbeiteten in Basel und München und sind nun bei den Philharmonikern in Berlin. Während dieses Interviews sitzen Sie gerade in Luxemburg. Welchen Ort nennen Sie Heimat? Wo sind Sie zu Hause?
Emmanuel Pahud: Ich bin in Berlin zu Hause. Das kann ich klar sagen, denn dort wohne ich seit 1993, also seit über 20 Jahren. Und das ist fast die Hälfte meines Lebens.
Sind Sie also nach den zahlreichen Umzügen, die dem Beruf Ihres Vaters geschuldet sind und auch ihrer eigenen Karriere, sesshaft geworden?
Das kann man so eigentlich nicht sagen. Berlin ist ein Bezugspunkt, ein Lebenszentrum. Das ist mir sehr wichtig, gerade wenn man so viel unterwegs ist. Ich fliege jedes Jahr sicherlich genauso viel wie das Flugpersonal. Ich bin froh, dass ich die Philharmonie habe, dass ich ein Zuhause habe. Von dort steuere ich die anderen Dinge. Berlin ist der Fixpunkt, von dem aus ich abreise und wohin ich immer zurückkomme.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Servus und Goodbye – Musiker im Ausland":
- Musiker im Ausland – Kulturströme um die Welt? (von Stefan Fritzen)
- Fürs Leben lernen – Das Studium im Ausland (von Klaus Härtel)
- Ein Kolumbianer in Mannheim – Harold Bedoya Agudelo über eine besondere Reise (von Cornelia Härtl)
- Immer (noch) unterwegs – Emmanuel Pahud über sein internationales Leben (von Klaus Härtel)
- Ein Ungar in der Wüste der unbegrenzten Möglichkeiten (von Renold Quade)
- "Ich will wissen, wie die Menschen leben" – Josepha Hanner im Interview (von Klaus Härtel)