Mitte der »Nullerjahre« sprachen die Verantwortlichen auch in England von einer »Renaissance der Brassband-Bewegung«, während in den Neunzigern gar von den »letzten Zuckungen einer schwindenden Kunst« die Rede war. Was sich aber kaum geändert hat, sind die Voraussetzungen, die für eine Brassband gelten: Der Klang, die Besetzung, die Instrumentation.
Die Besetzung
Eine moderne Brassband-Partitur geht von einer streng normierten und zahlenmäßig festen Besetzung von insgesamt 25 Bläsern aus. Dazu kommen je nach Werk und den Vorstellungen des Komponisten zwei bis vier Schlagzeuger.
Für den Komponisten/Arrangeur ist diese Normierung sehr dienlich: Er kann sich – im Gegensatz etwa zu einer amerikanischen oder deutschen Blasorchesterbesetzung – die Stärkeverhältnisse der Band genau vorstellen. Ob sich diese Verhältnisse in der Praxis auch in einer ausgeglichenen Klangbalance äußern, ist dann das Problem der ausführenden Band und des Dirigenten. Gerade weniger leistungsfähige Formationen sind häufig etwas überbesetzt, was dem Klangbild durchaus keinen Abbruch tut. Hochklassige Bands treten an Wettbewerben aber in dieser 25er-Besetzung an und erreichen damit die größtmögliche Klangtransparenz und Flexibilität.
Das einleitende Noten-Partiturbeispiel von 1956 (Ralph Vaughan Williams, arr. Frank Wright: »English Folk Song Suite« , Boosey & Hawkes, London) gibt die genaue Reihenfolge der Instrumente wieder, wie sie ab ca. 1920 für viele Jahrzehnte in der von Großbritannien dominierten Szene, etwa in allen Werken von Eric Ball, die Norm bildete. Sie hat sich bis heute nur geringfügig verändert, wie die Tabelle 1, ebenfalls in der Partitur-Reihenfolge, zeigt. Der Hauptunterschied ist, dass die Instrumente »Repiano Cornet« und »Flugel Horn« heute auf zwei verschiedenen Systemen notiert werden. Das System »Flugel Horn« steht unmittelbar oberhalb der Horn-Gruppe, zu welcher das Instrument in Klangcharakter und Instrumentierung auch gehört: Es erweitert das Hornregister zu einer vierstimmigen Gruppe.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Die Brassband – Alles Blech oder was?":
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- Die Brassband – Ungeliebte musikalische Droge? (von Stefan Fritzen)
- Theinerts Thema: Chancen und Risiken durch Brassbands (von Martin Hommer)
- "Die Brassband ist wie eine Orgel" – Philip Sparke über die Unterschiede von Brassband und Blasorchester (von Cornelia Härtl)
- Instrumentation für Brassband – Kein Mangel an Brillanz und Klangfarben (von Daniel Willi)
- Wo der Jazz herkommt – New Orleans, die Stadt der Brassbands (von Hans-Jürgen Schaal)