Dunkle, verrauchte Clubs, ominöse Geschäfte hinterm Tresen, verhuschte Kreaturen der Nacht, geheimnisvoll raunende Saxofone. Das war über Jahrzehnte das Klischeebild des Live-Jazz – ein ideales Biotop für die kriminelle Fantasie. Der Krimi-Kenner Thomas Wörtche meint: »Jazz und Kriminalliteratur gehören zusammen. Das steht nun mal fest.«
In den 1920er Jahren eroberte die neue Musik des Jazz die amerikanischen Metropolen. Es war zugleich die Zeit der Prohibition: Puritanisch-religiöse Kreise hatten durchgesetzt, dass in den meisten US-Staaten das Herstellen und Verkaufen von Alkohol verboten wurde. Damit schlug die große Stunde des organisierten Verbrechens. Mafia-Banden kontrollierten das illegale Geschäft mit dem Alkohol und damit die Nachtclubs, das Glücksspiel, den Drogenhandel, das Musikgeschäft. Korruption bei der Polizei sowie gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Mafia-Clans waren an der Tagesordnung. Die Jazzmusiker, die in den Tanzsälen und Showpalästen der Gangster arbeiteten, steckten mittendrin. Mancher von ihnen wurde auf offener Bühne erschossen, viele suchten den »Schutz« durch einen Gangsterboss. Als der Trompeter Louis Armstrong um 1930 weltberühmt wurde, rissen sich rivalisierende Banden um seine »Protektion«. Daraufhin musste Armstrong sogar für einige Jahre die amerikanischen Großstädte meiden.
Das PDF enthält alle sieben Artikel des Schwerpunktthemas "Blasmusik & Literatur":
- Blasmusik & Literatur (von Cornelia Härtl)
- Jazz & Crime – Kriminalromane um Jazzbläser (von Hans-Jürgen Schaal)
- Lesen bildet! Was wird gelesen, was wird empfohlen?
- Fachliteratur versus musikalische Spontaneität (von Stefan Fritzen)
- Ein Plan funktioniert – Der WDR macht mehr Musik (von Klaus Härtel)
- Große Literatur für Blasorchester (von Anneliese Schürer)
- William Shakespeare und das Blasorchester (von Jörg Murschinski)