Blasmusik und authentischer Jazz sind nur sehr schwer zusammenzubringen. Oft wird das Blasorchester als erweiterte Bigband angesehen, in der die Stimmführer der Register eigene Soli anhand von in den Noten eingetragenen Improvisations-Vorschlägen gestalten können. Der Niederländer Jurriaan Andriessen (1925 bis 1996) ging in den frühen achtziger Jahren etwas weiter und schrieb eine Suite für Blasorchester und eine variabel besetzte Combo, harmonisch weit über die Tonsprache des frühen Jazz hinausgehend.
Der Komponist: Jurriaan Andriessen
Andriessen stammt aus einer sehr musikalischen Familie. Sowohl sein Vater Hendrik (1892 bis 1981) als auch sein jüngerer Bruder Louis (geb. 1939) gehör(t)en zu den wichtigsten Figuren des niederländischen Musiklebens. Jurriaan studierte unter anderem in Paris bei Olivier Messiaen und – gefördert durch ein UNESCO-Stipendium – in den USA. Nach zahlreichen Werken für unterschiedlichste Besetzungen entstand 1966 sein erstes Werk mit Jazz-Anklängen: das »Concerto Rotterdam« für Jazzcombo und Sinfonieorchester. Für Blasorchester schrieb er zwischen 1950 und seinem Tod fast 20 Werke, von denen das »Rococo Concerto« für Klarinette und die »Sinfonia ›Il fiume‹« zu den bekanntesten zählen dürften.
Der erste Satz der »Suite voor Jazz Ensemble and Band« heißt »A Bluebird« und beginnt mit einer langsamen Einleitung. Das musikalische Material besteht vor allem aus Umspielungen des Zentraltons »d« und aus kleinen chromatischen Bewegungen, speziell in den gestopften Trompeten.