Der in der Überschrift verwendete thematische Ausspruch von Friedrich Nietzsche (1844 bis 1900), der von vielen Musikern zum Leitmotiv ihres künstlerischen Lebens gemacht wird, weist auf das Allumfassende und Allgemeingültige, aber auch Unaussprechliche jeder wahrhaften Musik hin. Auch für Johann Wolfgang von Goethe (1749 bis 1832) war das Unsagbare allgegenwärtig. Er reimte: »Was von Menschen nicht gewusst, oder nicht bedacht, durch das Labyrinth der Brust wandelt in der Nacht.« (aus »An den Mond«)
Beide Zitate weisen auch auf die Schwierigkeiten bei der Erarbeitung eines geistig-musikalischen Konzepts für ein überzeugendes Konzertprogramm hin. Nicht von ungefähr ist das Fach »Dramaturgie« an eine Hochschulausbildung geknüpft.
Dramaturgie im Konzertbereich
Die Dramaturgin am Nationaltheater Weimar, Kerstin Klaholz, definiert ihre Tätigkeit mit folgenden Worten treffend: »Was ist eigentlich Dramaturgie? Noch dazu im Konzertbereich? Hier wie auch in der Oper oder im Schauspiel ist der Dramaturg sozusagen der theoretische Gegenpart zum ausübenden Künstler, zum Interpreten – und im besten Fall ergänzen sich beide so, dass eine für alle Beteiligten spannende und überzeugende Aufführung entsteht.
Meine Aufgabe als Dramaturgin ist: Brücken bauen. Zwischen den Musikern und dem Werk, (…) vor allem aber zwischen den Musikern und dem Publikum. (…) Jeder Zuhörer hat eigene Bedürfnisse und bringt unterschiedliche Erfahrungen mit. (…) Die Musik selbst und unsere eigene Begeisterung als größtes Kapital sollte (…) stets im Mittelpunkt stehen.«
Diese verkürzt wiedergegebene Definition einer gelungenen Konzertdramaturgie von Kerstin Klaholz zeigt auch uns Blasmusikern, welche Fragestellungen bedacht werden müssen, wenn wir nicht nur musikalische Nummern aneinanderreihen, sondern uns mit unseren Interpretationen zu einem unverzichtbaren Bestandteil des allgemeinen Musiklebens machen wollen. Der Drang, unsere Blasmusik als eigenständige Gattung zu präsentieren, die noch viel Neues und Unbekanntes zu sagen in der Lage ist, sollte uns dabei beflügeln.
Vielseitigkeit
Der Leiter und Dirigent eines Bläserorchesters, das im großen Chor allgemeiner musikalischer Darbietungen eine wichtige Stimme für sich beansprucht, muss, um nicht nur Werke nachzuspielen, ständig auf der Suche nach interessanten und aussagestarken Werken sein. Voraussetzung dafür ist Literaturkenntnis und nochmals Literaturkenntnis!
Die Dirigenten der Amateurorchester bewegen sich zwischen Werk, Ausführenden und Publikum. Ihr Bestreben soll sein, die Bedürfnisse aller Beteiligten zu befriedigen, ohne das eigene künstlerische Profil zu verlieren. Deshalb muss jeder Dirigent über Überzeugungskraft, Kompetenz und musikalische Glaubwürdigkeit verfügen. Selbst bei schwierigen Werken muss er allen Musikern die Sicherheit für das Gelingen ihrer Aufgaben und ein künstlerisches Wertebewusstsein vermitteln.