Brass, Orchestra, Schwerpunktthema, Wood | Von Klaus Härtel

Schwerpunktthema: Kopf oder Bauch? – Joachim Kunze über Musizieren und Denken

Cover Alles Kopfsache?

Der Komponist, Trompeter und Pädagoge Joachim J. K. Kunze hat ein Buch geschrieben, in dem er sich Gedanken macht über den Einfluss der Psyche und der Motorik auf das Spielen von Blasinstrumenten. Mit gezielten Denkanstößen gibt er Blech- und Holzbläsern eine ganz eigene Art von Hilfe. Klaus Härtel sprach mit dem 46-Jährigen.

»Alles Kopfsache?« heißt ihr neues Buch. Wie viel ist beim Musikmachen tatsächlich Kopfsache? Und wie viel »Körper­sache«?

Ich trenne zwischen Musizieren und der ­reinen Funktion, ein Instrument zu spielen. Beziehe ich Ihre Frage auf die Funktion, ein Instrument zu spielen, so könnte man durchaus sagen, die Tonerzeugung auf einem Instrument ­– und zwar egal auf welchem – ist eine reine Körpersache, be­stehend aus motorischen Abläufen. Da aber jede motorische Funktion des Körpers über das Gehirn läuft, sind »Körpersache« und »Kopfsache« natürlich unabdingbar miteinander verknüpft. Natürlich läuft auch das Musizieren über den Kopf, auch wenn man sagt: »Aus dem Bauch spielen«. Natürlich sollte im »Ernstfall« beides, also das Instrument bedienen sowie auch das Musizieren ohne Nachdenken funktionieren. 

Das ist meines Erachtens das Schwierige: irgendwann den Kopf auszuschalten, zu spielen ohne zu denken. Darum ist es wichtig, Musizieren und Instrument spielen zu trennen, denn ein Instrument zu spielen, also die Tonerzeugung und Technik selber, hat in erster Linie nicht viel mit Musik­machen zu tun. Wenn man genauer hinschaut, wird jedoch klar, dass genau diese Trennung für das Musikmachen wichtig ist. Je mehr man die Technik auf seinem Instrument beherrscht, um so freier wird der Kopf zum Musizieren. Üben sollte eine Kopfsache sein, indem man seinen Körper soweit trainiert, damit man seinen Kopf beim Musizieren frei hat, also über blastechnische Probleme während des Musikmachens nicht mehr nachdenken muss. Um es auf den Punkt zu bringen: Wenn man zum Beispiel seine Atmung soweit »programmiert« hat, dass man nicht mehr darüber nachdenken muss, braucht man beim Musikmachen keinen Gedanken da­ran zu verschwenden. Es läuft automatisch ab. 

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