»Man hatte den Eindruck, es eher mit einem Wertungsbericht zu tun zu haben«, hieß es in einem Leserbrief an eine Tageszeitung, in der man sich über einen Rezensenten aufregte. Dieser hatte sich bei einem seiner ersten Blasmusiktexte über das Jahreskonzert einer Mittelstufenkapelle mehr als manche seiner Kollegen auf musikalische Details konzentriert. Da er vorher zumeist über klassische Konzerte schrieb und zumeist mit Berufsmusikern zu tun hatte, fiel natürlich auch das eine oder andere kritische Wort.
Wie stehen Blasmusik und Musikkritik zueinander? Natürlich kann man Bewertungskriterien aus klassischen Konzerten, wo man es in der Regel mit ausgebildeten Musikern oder zumindest Studenten zu tun hat – nicht eins zu eins auf eine von Amateuren dominierte Musizierform übertragen. Dies kann bei leistungsschwächeren Kapellen negative Folgen haben. Der Schweizer Tony Kurmann, Dirigent des Blasorchesters Siebnen, wurde von einem Journalisten gefragt, ob man ein Mittelstufenkonzert nach musikalischen Kriterien beschreiben sollte. »Wem bringt das etwas?«, fragte er zurück. »Die Mitglieder des Vereins werden das mit Sicherheit nicht honorieren und die Tageszeitung eventuell nur Kunden verlieren.« Ein Bericht über den Konzertablauf sei hier vorzuziehen.
Das PDF enthält alle vier Artikel des Schwerpunktthemas "Musikkritik und Blasmusik":
- Musikkritik und Blasmusik – "Jetzt wollen die Blasmusiker auch noch Kunst machen" (von Stefan Fritzen)
- Kritisches Verhältnis von Blasmusik und Musikkritik? (von Joachim Buch)
- Die hohe Kunst der Vermeidung – Gedanken zur Musikkritik (von Hans-Jürgen Schaal)
- Der Musikkritiker – Von Wesen und Aufgabe eines Berufs (von Wolfgang G. P. Heinsch)