Viele Vergehen entstehen aus Unwissenheit. Aber schon die Römer wussten: Ignorantia legis non excusat – Unwissenheit schützt vor Strafe nicht. Diese Volksweisheit ist im heutigen Rechtsalltag – bis auf die wenigen Ausnahmen des unvermeidbaren Verbotsirrtums – überwiegend gültig. Und bevor hinterher jemand mit dem Anwalt droht, ist es besser, ihn vorher zu fragen. Martin Hommer und Klaus Härtel haben das getan.
CLARINO: Der Komponist hat zwei Einnahmequellen: einmal die Beteiligung am Notenverkauf der Verlage und einmal die Tantiemen der GEMA. Wann kann ein Komponist das Urheberrecht geltend machen? Wer kann überhaupt als Komponist auftreten?
Dr. Johannes Ulbricht: Komponist ist jeder, der ein musikalisches Werk erschafft und deshalb an diesem Werk geistiges Eigentum besitzt. Das Recht des Komponisten an seinem Werk entsteht weder durch Registrierung oder sonstige Anmeldung. Es entsteht aufgrund des Gesetzes und allein durch die Schöpfung des Werkes.
Das Urheberrecht sieht vor, dass der Urheber an jeder urheberrechtlichen Verwertungshandlung wie beispielsweise Vervielfältigung, Verbreitung oder Sendung seines Werks finanziell zu beteiligen ist. Allerdings gelingt es nur wenigen Komponisten, mit ihren musikalischen Werken nennenswerte Einnahmen zu erzielen oder gar von dieser Tätigkeit leben zu können. Wer als Komponist Geld verdienen will, braucht sehr viel Geduld. Hilfreich ist es, sich auf ein möglichst eng umrissenes und konkretes Marktsegment (zum Beispiel Musik für Hörspiele oder Filmmusiken) zu konzentrieren und Kontakte zu Auftraggebern in diesem Marktsegment aufbauen, um deren Bedarf berücksichtigen zu können.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Arm, ärmer, Komponist":
- Arm, ärmer, Komponist – Musikalisches Schaffen zwischen Kunst und Krempel (von Stefan Fritzen)
- Ein Traumberuf? Eine kleine Umfrage unter Komponisten (von Klaus Härtel)
- "Geistiges Eigentum wird nicht mehr respektiert" – Enjott Schneider im Interview (von Klaus Härtel)
- Lieber vorher Fragen – Anwalt Dr. Johannes Ulbricht im Gespräch
- Der Traum vom Plattenvertrag – Müssen Musiker den Labels helfen? (von Hans-Jürgen Schaal)
- Komplexer Beruf – oder: Die wenigsten Komponisten fahren Ferrari (von Wolfgang Vetter)