Das Thema »Macht Musik« kann von zwei Seiten aus betrachtet werden. Zum einen wäre es die imperative Aufforderung zu musizieren, zum anderen würden wir, zumindest als Frage, der Musik implizit Macht auf Menschen zusprechen. Dass beide Betrachtungen zusammengehören, jedoch in der Kombination nicht unproblematisch sind, ist zumindest unter Musikern nicht strittig.
Macht, Musik und Soziologie
Nun wird in unserer Gesellschaft der Machtbegriff bereits generell pejorativ gewertet, und in Verbindung mit Führung erscheint er doppelt suspekt. Zu oft ist Macht missbraucht worden und die tägliche Politik führt uns vor Augen, dass Führung und Führer häufig kompetenzlos nur für Verdruss und Ärger sorgen oder mehr für Verführung stehen.
Im Folgenden möchte ich, meine verehrten Leser, versuchen, diese Begriffe zum Nutzen unserer geliebten Kunst ein wenig näher zu beleuchten und deren Unverzichtbarkeit im musikalischen Alltag darzustellen. Etymologisch wird der Begriff Macht (althochdeutsch: magan) mit »Können« oder »Fähigkeit« assoziiert. Er entspricht dem Lateinischen potentia (Potenz). Primär war der Begriff nicht der »Herrschaft« zugeordnet, wie wir ihn heute sehen und in Worten wie Machthaber oder Machtapparat rein politisch benutzen.
Musikologisch unterstellen wir der Musik und der Kunst allgemein jedoch auch Macht auf Menschen und deren geistige Haltung und Prägung. Diese Betrachtung beinhaltet immer auch etwas gefährlich Manipulatives, das der Einzelne oft nicht erkennen und dem er sich nur schwer entziehen kann. Anhand zweier unterschiedlicher soziologischer Deutungsweisen des Machtbegriffs möchte ich die Problematik von Macht und Musik näher ausführen.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Macht Musik – Führung im Orchester":
- Macht Musik – Führung im Blasorchester (von Stefan Fritzen)
- Das Vertrauen entscheidet – Dirigent Gernot Schulz im Interview (von Klaus Härtel)
- Über die (Un)-Macht – Markus Theinert im Gespräch (von Martin Hommer)
- Interne Führung – Wie sind Orchester strukturiert? (von Cornelia Härtl und Klaus Härtel)
- Arbeiten und führen mit der Persönlichkeit (von Thomas Doss)
- Faustschläge und Schimpftiraden – Wie man sich Bandleader nicht wünscht (von Hans-Jürgen Schaal)