Heutzutage soll es Musiker geben, die ein Bankkonto besitzen und eine Kreditkarte. Das war nicht immer so. Die legendären Helden des amerikanischen Jazz lebten oft gefährlich und von der Hand in den Mund.
Jazz gilt heute vielfach als intellektuell und verschult. Doch in seinen Anfängen – in den Bordellen von New Orleans und den Mafia-Clubs von Chicago und New York – war der Jazz eine wilde Tanz- und Unterhaltungsmusik. Die Musiker durften in dieser Umgebung keinen großen Respekt erwarten, eine feste Bezahlung oder gar Arbeitsverträge waren nicht die Regel. Statt einer Gage gab es häufig nur ein Abendessen, die Trinkgelder der Zuhörer waren essenziell. Der Trompeter Tony Fruscella sagte einmal zu einem Gast, der ihm nach dem Auftritt einen Drink spendieren wollte: »Weißt du, ich bin schon high und die Bezahlung ist mies hier. Würdest du mir das Geld einfach in bar geben?«
Gangster Country
Bei der Mafia saß das Trinkgeld oft locker. Doch ein Musiker im Dienst der Mafia gehörte praktisch zum willenlosen Inventar der Organisation. Fats Waller soll einmal drei Tage lang vom Bandenchef Al Capone festgehalten worden sein, weil der von Wallers Klavierspiel nicht genug bekommen konnte. Und der Klarinettist Mezz Mezzrow, der im Capone-Club »Arrowhead« das Orchester leitete, hatte tagsüber natürlich auch beim hochprozentigen »Aufbessern« von Bier mitzuhelfen. Eine Weigerung oder Widerrede war da lebensgefährlich.
Das PDF enthält alle vier Artikel des Schwerpunktthemas "Bare Münze – Kann man mit Blasmusik Geld verdienen?":
- Der schnöde Mammon – Kann man mit Blasmusik Geld verdienen? (von Klaus Härtel)
- Das Musikstudium mit Instrument (von Katja Brunk)
- Mafiosi, Manager und Mindestgagen – Das Geld in der goldenen Ära des Jazz (von Hans-Jürgen Schaal)
- Für bare Münze – Amateurmusik und Gewinn (von Stefan Fritzen)