Sie ist Deutschlands größter Arbeitgeber für Orchestermusiker in sinfonischen Blasorchestern: die Bundeswehr. Aber wie wird man überhaupt Musiker in Uniform? CLARINO sprach mit drei Studenten beim Ausbildungsmusikkorps und ihrem Chef, Oberstleutnant Michael Euler.
Das Ausbildungsmusikkorps ist die zentrale militärmusikalische Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr. Bis zu 140 junge Musiker werden hier insgesamt zu professionellen Orchestermusikern ausgebildet, pro Jahr werden etwa 30 Stellen an Orchestermusiker vergeben, dazu kommen außerdem noch einige Kapellmeisterstellen.
Die Ausbildung zum Musikfeldwebel dauert vier Jahre und erfolgt in Kooperation mit der Robert-Schumann-Hochschule für Musik in Düsseldorf. Im Ausbildungsmusikkorps wird der Nachwuchs für alle 13 Orchestereinheiten der Bundeswehr zentral ausgebildet – dazu gehören die zehn Musikkorps sowie die drei Orchester mit besonderen Aufgaben, also das Stabsmusikkorps der Bundeswehr, das Musikkorps der Bundeswehr und die Big Band der Bundeswehr.
Studienfächer und Berufschancen
Als Hauptfächer werden zunächst einmal alle Blasinstrumente angeboten, dazu kommen außerdem Schlagzeug und Keyboard. Der Leiter des Ausbildungsmusikkorps, Oberstleutnant Michael Euler, sagt: »Im Moment hat man bei allen Instrumenten gute Chancen, weil wir dringend Leute suchen. Wir haben großen Nachwuchsmangel. Seit Jahren bilden wir viel zu wenig aus, weil sich zu wenig geeignete Kandidaten bewerben. Für mich ist das eigentlich unverständlich. Der Beruf ist interessant, vielfältig, facettenreich und man hat eine tolle Ausbildung, davon bin ich überzeugt.«
Auf die jährlich etwa 30 freien Stellen haben sich dieses Jahr 52 Interessenten beworben, 23 davon wurden genommen. Euler erklärt den Nachwuchsmangel folgendermaßen: »Als es die Wehrpflicht noch gab, haben wir etwa 80 Prozent unseres Nachwuchses darüber rekrutiert. Dieser Zweig ist uns jetzt weggebrochen. Dazu kommt die Geschichte mit dem G8-Schulsystem: Hobbys, die eigentlich weit mehr sind als ein Hobby – wie zum Beispiel Musik oder Sport –, bleiben auf der Strecke. Die jungen Leute haben heutzutage ja fast keine Zeit mehr, sich während der Schulzeit auf eine Aufnahmeprüfung an der Musikhochschule vorzubereiten.«
Tatsächlich hat der Militärmusikdienst ein sehr attraktives Gesamtpaket zu bieten: Neben einer guten Ausbildung hat man auch einen sicheren Arbeitsplatz für mindestens zwölf Jahre, auf die man sich verpflichtet. Danach kann man sich als Berufssoldat bewerben. Die Chancen, Berufssoldat zu werden, stehen laut Euler momentan sehr gut: »Als die Bundeswehr vor einigen Jahren verkleinert wurde und auch Musikkorps aufgelöst wurden, hat man nur wenige Berufssoldaten übernommen. Das ist allerdings vorbei. Wir haben dieses Jahr so viele Berufssoldaten bekommen wie noch nie zuvor. «