Schwerpunktthema, Wood | Von Klaus Härtel

Schwerpunktthema: Ramon Ortega Quero – Gewinner des ARD-Musikwettbewerbs

Sage und schreibe 40 Jahre hatte es gedauert, bis beim ARD-Musikwettbewerb wieder ein 1. Preis im Fach Oboe verliehen wurde. 2007 war das und Ramon Ortega Quero heißt der Mann. Quasi von der Bühne weg wurde er vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks engagiert. Wir wollten wissen, wie sich sein Leben nach dem Wettbewerb verändert hat.

Beim ARD-Musikwettbewerb 2007 haben Sie den 1. Preis gewonnen. Ganz allgemein gefragt: Wie hat sich seitdem Ihr Leben verändert?

Das hat sich total verändert. Vorher war ich ein ganz normaler Student. Ich hatte mein Studium in Granada beendet und wollte nach Deutschland kommen, um in Rostock bei Prof. Gregor Witt weiterzustudieren. Ich kannte ihn schon aus Spanien, wo er in Sevilla bei der Barenboim-Akademie gelehrt hat. Und Gregor hat gemeint, ich solle doch beim Wettbewerb mitmachen. Zumal ich vier Jahre hätte warten müssen, bis das Fach Oboe wieder angeboten worden wäre.

Er meinte: »Du kannst es versuchen. Du hast ja nichts zu verlieren. Sammle die Erfahrung!« Und dann kam ich immer wieder eine Runde weiter… Ich erinnere mich noch genau, dass ich vor allem in der ersten Runde sehr nervös war. Denn man hat sehr viel über den Wettbewerb gehört. Über Gewinner und die Jury, tolle Persönlichkeiten. Man hat Angst, wenn man dort spielt. Aber es ist natürlich super organisiert.

Und als ich die erste Runde gespielt hatte, war ich auch nicht total zufrieden. Ich habe vielleicht 70 Prozent meiner Kapazität gegeben. Nur zwölf von 40 Oboisten haben es in die zweite Runde geschafft. Ich war total überrascht, dass ich einer von ihnen war. Ich dachte, es wäre vorbei. Dass es aber nicht vorbei war, hat mich total motiviert. Da wusste ich: Ich habe eine Chance!

Und in der zweiten Runde, im Halbfinale und im Finale habe ich gut gespielt. Trotzdem rechnet man nicht damit, zu gewinnen oder einen ersten Preis zu bekommen – zumal der zuletzt vor 40 Jahren an Maurice Bourgue vergeben wurde. Als ich dann den ersten Preis bekommen habe – unglaublich! Und danach habe ich sehr, sehr viele Anfragen bekommen.

Unter anderem vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Das war eine sehr wichtige Anfrage. Gleich nach dem Finale haben mich die Oboen des Orchesters informiert: Wir haben eine Stelle frei… (lacht) Vor dem Probespiel habe ich nur eine Woche mit Riccardo Muti gespielt. Das ist alles super gelaufen.

Klappt so was immer nach einem Wettbewerb?

Der ARD-Musikwettbewerb ist sicher einer der besten, um weiter Karriere zu machen. Nicht alle schaffen das, aber wenn man gewinnt und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, hat man gute Chancen. Beim Wettbewerb 2003 etwa gab es nur drei dritte Preise. Und ich hatte das Glück, dass beim BR was frei war.

Das PDF enthält alle fünf Artikel des Schwerpunktthemas "Sinn und Zweck musikalischer Wettbewerbe":

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