Die Brassband ist (noch) ein zartes Pflänzchen in Deutschland. Aber es wächst und gedeiht. einer der Wegbereiter der Brass Band in Deutschland war vor über 30 Jahren Markus Theinert, der in »Theinerts Thema« über seine »Jugendliebe« spricht, wie er die Brassband nennt.
Herr Theinert, man kennt Sie als Blasorchesterdirigent und Tubist. Was viele nicht wissen: Sie haben auch einen großen Erfahrungsschatz in Sachen Brassband!
Ja, die Brassband ist quasi meine Jugendliebe! (lacht) Ich bin mit der Brassband groß geworden, habe schon recht früh meine ersten Hörerfahrungen mit dieser Ensemble-Gattung gemacht und war im Alter von 14 Jahren erstmals in einem Konzert der aus der Grafschaft Yorkshire stammenden Black Dyke Mills Band. Mit 15 reiste ich dann nach London, um in der Royal Albert Hall den britischen Brassband-Meisterschaften beizuwohnen. Ich wurde einfach vom Virus »Brassband« gepackt, und er hat mich bis heute nicht losgelassen.
Ich bin in der Folge regelmäßig nach England gefahren und habe dort sowohl musikalische Kontakte geknüpft als auch langjährige Freundschaften aufgebaut. Im Jahre 1983 habe ich zum ersten Mal eine kleine Tournee mit einer englischen Brassband in Deutschland und Österreich organisiert. Das Thema war in Deutschland noch vollkommen unbekannt, und die Leyland Brass Band war damals – nach der Black Dyke Mills Band – eine der ersten Bands, die eine solche Konzertreise durchgeführt hat. Drei Jahre später haben wir das dann wiederholt und ausgeweitet. 1988 habe ich wegen zunehmender Verpflichtungen aufgrund meiner beruflichen Weiterentwicklung letztmalig eine solche Tournee veranstaltet und als Solist und Gastdirigent begleitet. Im Rückblick ist es schön, zu sehen, dass diese Arbeit Früchte getragen hat. Die Konzertauftritte der Leyland Band in Süddeutschland haben sozusagen den direkten Anstoß zur Gründung der Brass Band Oberschwaben-Allgäu geliefert.
Waren Sie auch später noch aktiv in Sachen Brassband?
Selbstverständlich! Als regelmäßiger England-Reisender in Sachen Brassband habe ich mehrere der erstklassigen Ensembles in der sogenannten Championship Section dirigiert und auf große Wettbewerbe wie die »National Brass Band Championships« und die »British Open« vorbereitet. Außerdem bin ich in meiner Studienzeit an der Berliner Musikhochschule auch auf reges Interesse der dortigen Blechbläser gestoßen. Die haben mir regelmäßig den Eindruck vermittelt, dass sie sich abseits von Instrumentalunterricht und Hochschulorchester noch unterfordert fühlen. Das haben wir dann relativ schnell abgestellt, indem wir eine Hochschul-Brassband gegründet haben. Es hat allen großen Spaß gemacht, und meine Kommilitonen waren begeistert von dem neuartigen Konzept. Die Hochschulleitung der HdK hatte mir damals sogar einen kleinen Lehrauftrag für die Leitung des Ensembles erteilt. Wir hatten allerdings nicht die Gelegenheit, mit dem Originalinstrumentarium der britischen Brassband zu arbeiten, sondern führten die Partien beispielsweise auf Trompeten und Waldhörnern aus. Die Originalinstrumente waren zu der Zeit schlichtweg nicht verfügbar. Einige Jahre danach bin ich nach München gezogen, und die Brass Band Oberschwaben-Allgäu hatte mich gebeten, die Leitung zu übernehmen. Das habe ich dann auch sehr gerne gemacht.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Die Brassband – Alles Blech oder was?":
- Freiburg ruft! Endlich wieder in Deutschland: Die EBBC (von Klaus Härtel)
- Die Brassband – Ungeliebte musikalische Droge? (von Stefan Fritzen)
- Theinerts Thema: Chancen und Risiken durch Brassbands (von Martin Hommer)
- "Die Brassband ist wie eine Orgel" – Philip Sparke über die Unterschiede von Brassband und Blasorchester (von Cornelia Härtl)
- Instrumentation für Brassband – Kein Mangel an Brillanz und Klangfarben (von Daniel Willi)
- Wo der Jazz herkommt – New Orleans, die Stadt der Brassbands (von Hans-Jürgen Schaal)