»Atmen? Kann ich schon!« Nun, das mag zwar stimmen, doch auf den richtigen Einsatz der Luft kommt es eben an. Und zwar sowohl beim Instrumentalisten als auch beim Dirigenten. in der Reihe »Theinerts Thema« spricht Markus Theinert dieses Mal über die Lunge.
Herr Theinert, ich frage Sie heute einmal in Ihrer Funktion als Tubist: Worauf kommt es beim Spielen eines Blasinstruments mehr an – auf das Lungenvolumen oder den richtigen Einsatz der Luft?
Die Effizienz der Atmung ist sicherlich entscheidender als das anatomisch begrenzte Lungenvolumen. Denn wir sind alle unterschiedlich gebaut, und nicht jeder hat acht Liter zur Verfügung wie ein olympischer Schwimmer. Die meisten von uns müssen sich mit einem durchschnittlichen Lungenvolumen von viereinhalb bis sechs Litern abfinden. Allerdings verbleibt immer ein sogenanntes Residualvolumen von etwa anderthalb Litern auch nach vollständiger Ausatmung in den Lungenflügeln. Es ist also wichtiger, das aufgrund der Anatomie zur Verfügung stehende Vitalvolumen so effizient wie möglich einzusetzen.
Aber hat das Spielen eines Blasinstruments nicht auch einen Trainingseffekt auf die Lunge?
Die Lungenflügel begrenzen das maximale Volumen. Sie können sich zwar ausdehnen und erweitern, werden aber durch die Rippen, das Zwerchfell sowie die darunterliegenden Abdominal-Organe eingeengt. Die Bauart des Körpers limitiert also das maximale Einatmungsvolumen. Im Ruhezustand bewegen wir ohnehin lediglich einen halben Liter pro Atemzug hinein und wieder heraus. Außerdem lassen sich die Lungenflügel nicht auswringen wie ein nasser Waschlappen. Ungeübte nutzen darüber hinaus zusätzlich höchstens 50 Prozent der Lungenkapazität als Reservevolumen. Aber das ist durchaus ausbaufähig. Durch die aktive Zwerchfellatmung kann das tatsächlich eingesetzte Vitalvolumen der Lunge auf viereinhalb Liter und mehr gesteigert werden. Wichtig ist dabei natürlich, dass der gesamte Atemapparat effektiv funktioniert. Die Zwerchfellatmung gibt sich nicht nur mit dem Heben und Senken des Brustkorbs ab, sondern wir müssen aktiv in den Bauchraum hineinatmen und dadurch die Expansionsfähigkeit der beiden Lungenflügel entsprechend erweitern.
Das PDF enthält alle sechs Artikel des Schwerpunktthemas "Die Lunge – Das unverzichtbare Organ":
- Die Lunge – Leben und gestalten (von Stefan Fritzen)
- Saxofon statt Asthma-Spray – Wie Patienten mit Lungenkrankheiten von Blasmusik profitieren können (von Cornelia Härtl)
- Theinerts Thema – Effizienz vor Volumen (von Klaus Härtel)
- Ist die Luft rein oder ist die Luft raus? Zirkularatmung für Anfänger (von Martin Hommer)
- Stau und Stottern – Ideen und Gedanken zu einem Tabuthema (von Karsten Süßmilch)
- Mit weniger Luft – Die "Hybrass" von Franz Hackl (von Klaus Härtel)