Der Klang eines Klangkörpers hängt zu einem nicht unerheblichen Grad vom Instrumentarium ab. Und trotzdem weiß Markus Theinert: Das Instrument wird sehr leicht überschätzt in seiner Wirkung auf den Klang. Das wollten wir genauer wissen.
Herr Theinert, ganz allgemein gefragt: Welches Klangideal verfolgen Sie persönlich?
Gar keines. Zunächst einmal fehlt uns das Vokabular, um die Charakteristik des Klangs so treffend zu beschreiben, dass ein anderer sich darin wiederfindet. Wir verwenden Begriffe wie dunkel, hell, scharf, leuchtend, brillant, warm, weich… Das sind alles Attribute, die nur sinnvoll erscheinen, wenn man einen entsprechenden Klang dazu hört. Ohne den musikalischen Kontext und den Bezug zu anderen Klängen sind solche Beschreibungen ohne Bedeutung. Wenn ich vom idealen Klang spreche, muss ich bereits wissen, in welchem Zusammenhang dieser Klang steht, für welche Komposition, mit welcher Instrumentenkombination, in welchem Saal wir spielen. Ein Klangideal in Form einer feststehenden, stereotypen Farbe habe ich nicht. Fragen Sie einmal eine Dame der feinen Gesellschaft nach dem idealen Kleid! Figur, Größe, Schnitt und natürlich der Anlass sind doch entscheidende Kriterien.
Trotzdem gibt es ja bestimmte übergeordnete Klangtraditionen wie etwa den Mannheimer Klang, oder?
Absolut, ja! Im Grunde hat sich seit 1760, als die Klarinetten von Denner in Mannheim sehr präsent waren, hauptsächlich die Klappentechnik weiterentwickelt. Die deutsche Klarinette, wie wir sie heute kennen, ist ein Erbe dieser Zeit und hat sich über die Baermann-Klarinette bis zum Volloehler-System mit Bechermechanik weiterentwickelt. Wir haben hier also eine durchgängige Tradition, und Traditionen sorgen für Stabilität. Der große Vorteil ist, dass Generationen von Lehrern diese Spielweise und Technik weitergegeben haben. Deshalb bleibt kaum Platz für Unsicherheiten. Das Beherrschen eines Instruments ist in einer traditionsreichen Umgebung über viele Generationen hinweg viel leichter, als wenn man sich auf die Schnelle – also innerhalb von wenigen Jahrzehnten – einer anderen Schule zuwendet. Das dauert einfach. In Mannheim hat man diese Zeit gehabt. Wir leben noch heute von dieser Tradition.
Das PDF enthält alle sieben Artikel des Schwerpunktthemas "Das Instrument – Spiegel der Seele":
- Das Instrument – Spiegel der Seele: Instrumente sind mehr als nur Schallerzeuger (von Stefan Fritzen)
- Theinerts Thema: Welche Rolle spielt das Instrument? (von Klaus Härtel)
- Instrumentenkauf – Die Qual der Wahl (von Cornelia Härtl)
- Auf dem Holzweg? – Ein lebendiger Werkstoff (von Klaus Härtel, Tobias Leon Haecker und Cornelia Härtl)
- Das perfekte Instrument? – Kann man musikalische Qualität messen? (von Klaus Härtel)
- Ausgedruckt: Blockflötenbau zwischen Innovation und Tradition (von Klaus Härtel)
- Highnote-Virtuosen des 18. Jahrhunderts – Barocktrompete und Clarinblasen (von Hans-Jürgen Schaal)