Seit Generationen und spätestens seit der medialen Zugänglichkeit zu den künstlerischen Strömungen der Musik ferner Länder und Kulturen gehört das Wissen, dass Musik eine Weltsprache ist, zum Allgemeingut. Wenn nationale Charakteristika auch nicht immer jedem gefallen, bleiben sie doch immer verständlich, eben weil sie Allgemeinmenschliches und Existenzielles zum Ausdruck bringen.
Neologismus »Volxmusik«: Fremdwörter sind Glückssache
Insofern sei die Frage erlaubt, ob ein fragwürdiger und dummer Neologismus wie der Begriff »Volxmusik« ein Synonym für Neues sein kann oder nur einem stilistischen Abgrenzungswahn Folge leistet, der immer voraussetzt, dass Altes und Überliefertes per se weniger weitreichend und fortschrittlich sei als das, was man gerade selber tut.
Die Begriffe »Volx« (als völlig unsinniger Genitiv im Nominativ eines Substantivs ohne sonstige Konnotation) oder »Volxmusik« gibt es weder im Duden noch im Fremdwörterlexikon oder in musikalischen Lexika. Dieses Kunstwort ist allenfalls geeignet, dem eigenen Unbehagen vor Begriffen wie Volk, Volkskunst oder Volksmusik Ausdruck zu verleihen. Denn eigentlich ist ja das, was man als neu und bahnbrechend kreiert, auch nur eine Wiederholung dessen, was sich seit vielen Musikergenerationen bewährt und den Hörern und Spielern vieler Länder Vergnügen bereitet hat.
»Volx« auf Deutsch
Im österreichischen Musiklexikon, Druckausgabe, Band 3 von 2004, wird von »Neuer Volksmusik« hinsichtlich der Erweiterung einer traditionellen, unterhaltenden Blasmusik, der »Volxmusik«, gesprochen, wobei auch hier die Begriffswahl zu Fehldeutungen führen kann. Wir sprechen ja generell von einer Musikform, die weder einem Volk noch einer Region als phänotypisch zuzuordnen ist, wenn man sie nicht nur auf Österreich beschränken will.
»Volxmusik« als Abgrenzung von der traditionellen Blasmusik?
»Volxmusik« ebenso wie »Neue Volksmusik« dient nach meinem Dafürhalten als Abgrenzung von der in Musikerkreisen leider oft praktizierten Geringschätzung der böhmisch-bayerischen oder österreichischen traditionellen Blasmusik oder den vielfältigen Stubenmusiken, wie sie zum Beispiel im Musikantenstadl und anderen Musikfesten sehr zur Freude des breiten Publikums präsentiert werden.
In unserer Gesellschaft hat sich eingebürgert, das Einfache, das einer »breiten Masse« Gefallende gering zu schätzen und überhaupt Vox populi als Stammtischlerei zu diffamieren und nur noch sogenannten »Eliten« (den »Größten aller Zeiten«) zu glauben. Anstatt das Tor zur traditionellen Musik weit offen zu halten, um gemeinsam zu »tanzen und zu singen«, meint man, sich abschotten zu müssen und bezeichnet die »Volxmusik« sogar gern als »Antistadl«.
Dabei bietet die »Volxmusik« gar nicht so bahnbrechend Neues. Junge Musiker, die in der traditionellen Blasmusik verortet und gleichzeitig von den Strömungen der Popmusik und des Jazz fasziniert waren, versuchten, populäre Musikstile miteinander zu verbinden. So wird die »Volxmusik« auch gern als »Volkspunk« bezeichnet. Formen des Jazz vom Blues bis zum Modern Jazz werden stilistisch adaptiert, da die Harmonik der Blasmusik von der dieser Jazzrichtungen gar nicht so verschieden ist.