Wood | Von Redaktion

Sebastian Manz spielt Carl Nielsen und Magnus Lindberg

Sebastian Mann
Sebastian Manz (Foto: Marco Borggreve)

Wer extreme Landschaften und raue Küsten sucht, ist in Skandinavien gut aufgehoben – so auch in der Musik. Auf seinem neuen Album “Clarinet Concertos – Nielsen & Lindberg” befasst sich Sebastian Manz mit den Klarinettenkonzerten des dänischen Komponisten Carl Nielsen und des finnischen Komponisten Magnus Lindberg. Beide sind dafür bekannt, überwältigende, abstrakte Klangstrukturen zu schaffen, welche die Natur ihrer Heimatländer wie ein Soundgemälde vor ihren Hörern erscheinen lassen.

Schnell zieht es einen in den Bann der skandinavischen Landschaft: Berge und Seen, Wasserfälle, Fjorde und Wälder, lange Sommernächte im Freien. Es wundert kaum, dass die großen Komponisten des Nordens die Natur mit musikalischen Mitteln zeichneten – ob Edvard Grieg in Norwegen oder Jean Sibelius in Finnland. 

Für zeitgenössische Komponisten mag die Flucht ins Grüne we­niger charakteristisch sein, und doch: Das Klarinettenkonzert von Magnus Lindberg, 1958 in Helsinki ge­boren, ist wesentlich von der Natur geprägt. Lindberg, den die britische “Times” als “eine der wichtigsten Stimmen unter den Komponisten des 21. Jahrhunderts” nennt, stand für diese Aufnahme selbst am Pult, um zu dirigieren. Sebastian Manz nutzte die Gelegenheit, mit dem Komponisten Details des Werks zu diskutieren und dadurch sein Spiel weiterzuentwickeln. Die Kadenz in der zweiten Hälfte des Klarinettenkonzerts gibt ihm als Solisten zudem die Möglichkeit einer neuen, eigenen Art und Weise der Interpretation.

Lindberg und Nielsen

Mit Carl Nielsens Klarinettenkonzert aus dem Jahr 1928 kombiniert Manz das Werk mit einem weiteren Solokonzert aus dem hohen Norden, Klarinettisten rechnen es zum Kernrepertoire. Nielsens Tonsprache kann als Mischung aus Volkstümlichkeit, Mut zum Experiment und der Rückbesinnung auf ältere Musiktraditionen beschrieben werden. Das von Stimmungswechseln und Kontrasten durchzogene Werk ist nicht nur atemberaubend, sondern auch technisch höchst anspruchsvoll. Die spontanen, eruptiven Ausbrüche, die das Werk beinhaltet, stellen einen Gegenpol zu den sonst naturmalerischen Klangbildern dar, erinnern an quietschende Eisenbahnräder oder den Lärm der Stadt. Dirigiert wird dieses Werk von Dominik Beykirch, der als einer der großen Nachwuchsdirigenten der letzten Jahre zählt.

Zusätzlich zu den beiden Klarinettenkonzerten ist auf dem Album ein Kammermusikwerk von Carl Nielsen zu hören. Mit der “Serenata in vano”, einem dem Titel nach vergeblichen Ständchen, ergänzt Sebastian Manz das Album um eine ­hübsche Kostbarkeit aus Nielsens Feder. Der Komponist hatte das Stück im Jahr 1914 für eine Konzerttournee durch Dänemark geschrieben, ehe er sich wieder größeren, vermeintlich wichtigeren Projekten widmete. Bei der Quintett-Musik fällt zunächst die ungewöhnliche Besetzung ins Auge, die auf die an der Tournee beteiligten Musiker zurückgeführt werden kann: Klarinette, Fagott, Horn, Violoncello und Kontrabass. Die Folge ist ein dunkel getöntes Klangbild, in dem die Klarinette als höchstes Instrument an der Spitze agiert.

Sebastian Manz legt zusammen mit der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken-Kaiserslautern drei Werke vor, die in nordische Landschaften entführen und trotz ihrer musikalischen Komplexität hörbare Klangbilder malen. (Berlin Classics)