Die CLARINO-Serie »Sie haben das letzte Wort« ist zwar in Interview-Form gehalten, sie soll aber einmal andere Fragen beinhalten, als man sie aus »normalen« Interviews kennt. Durch ungewöhnliche und nicht alltägliche Fragen will die Redaktion Neues vom Künstler erfahren. Die Fragen beginnen immer gleich. Wir sind gespannt auf nicht immer gleiche Antworten…
Wann war das letzte Mal, dass Sie sich wünschten, doch Wissenschaftlerin geworden zu sein?
Immer wieder mal – aber so ganz ernst ist es mir dann doch nicht. In den Herbstferien waren wir gerade in Israel und waren da auch im Labor meines Vaters. Das ist schon faszinierend. In diese Welt würde ich schon manchmal gerne eintauchen. Aber wenn ich eine Labormaus wäre, hätte ich meine Klarinette nicht… Ich bereue nichts.
Wann war das letzte Mal, dass Sie Karaoke gesungen haben?
Das muss etwa vier Jahre her sein. Meine fast 16-jährige Tochter hatte eine absolute Karaoke-Phase. Zu ihrem 12. Geburtstag hatte sie ein Karaoke-Gerät bekommen. Wir haben zu der Zeit ständig gesungen, 99 Luftballons und solche Sachen. Aber freiwillig würde ich nie in eine Karaoke-Bar gehen. Ich singe fürchterlich. Das überlasse ich lieber meinen Kindern.
Wann war das letzte Mal, dass Sie Ihre Auszeichnungen poliert haben?
Noch gar nicht… Wir haben zu Hause sehr hohe Decken und fast unter der Decke stehen die Preise auf einem Regal. Wenn die Lichtverhältnisse es erlauben, kann man die von der Straße aus sehen. Eine Frau hat uns mal angehalten und gefragt: »Sind Sie die Familie mit den Echos?« Es ist schon einige Jahre her, dass ich die vom Regal genommen habe. Freunde meines Sohnes waren so fasziniert und wollten sie von nahem sehen. Sie waren total verstaubt. Peinlich!
Wann war das letzte Mal, dass Sie Ihren Kindern erklären mussten, was Sie eigentlich beruflich machen?
Erklären musste ich das nie. Aber ich habe das Wort »Spielen« auseinandernehmen müssen. Spielen und Klarinette spielen konnten sie nicht so gut auseinanderhalten. Ich habe dann erklärt, dass ich arbeite, wenn ich spiele. Der Beruf erscheint ihnen aber selbstverständlich. Schon als kleine Kinder waren sie oft mit mir unterwegs. Meine Tochter musste vor zwei Jahren in der Schule eine Berühmtheit beschreiben. Und eine Freundin meinte: »Machen wir doch einen Bericht über deine Mama!« Nach diesem Bericht hat sie dann plötzlich gemerkt: »Mama, jetzt weiß ich, warum wir so viel gereist sind.«
Wann war das letzte Mal, dass Sie dachten: »Reger ist noch besser als Mozart!?«
Ich glaube nicht, dass ich das jemals gedacht habe. Man kann Komponisten nicht miteinander vergleichen. Ich vergleiche ja auch nicht Äpfel mit Birnen. Manchmal hat man aber einfach Lust auf eine Birne – und nicht auf einen Apfel. Und so habe ich mich eben mit Reger sehr intensiv auseinandergesetzt und mit dem Quintett eingespielt.
Wann war das letzte Mal, dass Sie geweint haben?
Wir hatten diesem Sommer sehr viele Anlässe zum Weinen. Mein Großvater ist gestorben. Danach hatten wir die erste große Familienhochzeit meiner Nichte. Unsere Tochter ist für ein Jahr nach Italien gegangen… Ich weine ohnehin ständig.
Wann war das letzte Mal, dass Sie im Toten Meer gebadet haben?
Das ist zwei Jahre her. Wir fahren gerne dorthin. Leider wurde vor kurzem unser Lieblingsstrand geschlossen. Als Tourist ist es ein Muss, im Toten Meer zu baden.
Wann war das letzte Mal, dass Sie mit Zubin Mehta diskutiert haben?
Schon länger nicht mehr. Wir treffen uns regelmäßig und er fragt, wie es den Kindern geht und solche Dinge.
Wann war das letzte Mal, dass Sie etwas Verbotenes getan haben?
Ich tue weniges Verbotenes. Kürzlich habe ich ein blödes Bußgeld-Ticket bekommen, weil ich auf einem Behindertenparkplatz angehalten habe. Ich wollte nur schnell bei 2001 eine CD holen. Ansonsten habe ich gar keine Zeit, Faxen zu machen, wie auf Dächer zu klettern oder in geschlossenen Schwimmbädern zu baden.
Wann war das letzte Mal, dass Sie einen Kollegen/eine Kollegin beneidet haben?
Regelmäßig, wenn ich in die Oper gehe. Es geht dann nicht um jemand bestimmten, aber ich finde das einfach großartig, so schön singen zu können. Diese unmittelbare Art zu musizieren würde ich wahnsinnig gerne mal beherrschen.
Wann war das letzte Mal, dass Sie mit dem Dirigenten Gregor Bühl gestritten haben?
Auf dem Podium? Das war im Februar in Nürnberg. Wobei: gestritten eigentlich nicht. Wir diskutieren viel über Musik, denn das ist Teil unseres Alltags. Wir – er als Dirigent und ich als Klarinettistin – achten auf unterschiedliche Dinge.
Wann war das letzte Mal, dass Sie am Maschsee waren?
Wir wohnen drei Minuten entfernt. Ich mache Sport in einem Club, der direkt am Maschsee liegt – eine wunderbare Lebensverlängerungsmaßnahme.
Wann war das letzte Mal, dass Sie wünschten, in einer anderen Zeit/Epoche geboren worden zu sein?
Dabei habe ich ein wenig gemischte Gefühle. Einerseits ist es wunderbar, als Frau in dieser Epoche geboren zu sein. Denn als Frau beruflich anerkannt zu sein, wäre in einer anderen Zeit viel schwieriger gewesen. Andererseits empfinde ich die Geschwindigkeit des heutigen Lebens – schneller wachsen müssen, überall gleichzeitig und immer erreichbar sein – als keine gute Sache. Dadurch wird der Wert der Kunst in unserem Leben gemindert.