Seit Jahren gärt eine Debatte in der Musikszene. Diese Debatte dreht sich um E-Musik und U-Musik. clarino.print will diesen Disput einer genaueren Betrachtung unterziehen. Einer Betrachtung, die versucht, den Streit einzuordnen, seine historischen Wurzeln zu ergründen, aktuelle Befindlichkeiten zu klären und natürlich darauf hin abzuklopfen, was das Gezeter und Geschrei denn mit Bläsermusik im Besonderen zu tun hat. Dazu lässt clarino.print eine ganze Reihe von Persönlichkeiten zu Wort kommen, die es eigentlich wissen müssen (die Fragen stellte Franz X.A. Zipperer): Professor Dr. Reinhold Kreile (Vorsitzender des Vorstandes der GEMA), Gerd Gebhard (Präsident des Bundesverbandes der Phonographischen Wirtschaft), Martin Maria Krüger (Präsident des Deutschen Musikrates), Monika Griefahn (SPD-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Kultur und Medien), Gitta Connemann (Vizepräsidentin der BDMV, CDU-Bundestagsabgeordnete, Vorsitzende der Enquete-Kommission »Kultur in Deutschland«) und Fred Armbruester (Komponist).
Bevor die einzelnen Aussagen der Protagonisten für sich sprechen, sollen und müssen einige Begriffsklärungen her: Was ist eigentlich E-Musik und was ist U-Musik? Wo liegen die Wurzeln für eine solche Trennung? Ist diese Einordnung eine international gültige? Wer kategorisiert eigentlich? Was bedeutet diese Unterscheidung wirtschaftlich für die Komponisten und für interpretierende Musiker oder Musikvereine? E-Musik ist eine Abkürzung für so genannte ernste Musik, die ernst zu nehmende oder kulturell wertvolle Musik in Abgrenzung zur Unterhaltungsmusik (also U-Musik) definiert. E-Musik beansprucht den Status von Kunst als »ars musica« und beansprucht daher auch spezielle Förderung. Fälschlicherweise wird E-Musik umgangssprachlich häufig mit klassischer Musik gleichgesetzt. U-Musik geht auf den Begriff unterhaltende Musik zurück. Er fasst heute populäre und kommerzielle Musikrichtungen zusammen (vorwiegend Pop- und Rockmusik, Schlager, Blasmusik und Volksmusik). Diese Genres hatten ursprünglich nicht den Anspruch, Kunst zu sein. U-Musik wurde in die Tradition der »Jokulatores« gestellt, der Spielleute und Spaßmacher mittelalterlicher Schankhäuser und Märkte. Spaß galt als zu vernachlässigen, als schnöde Unterhaltung, war deswegen auch keine Kultur und damit nicht förderungswürdig.