Machotrompeter mag er gar nicht und die Familie ist für ihn der beste Rückhalt. Und genau diesen Rückhalt, findet er, sollte jeder Musiker haben. Der Luxemburger Philippe Schartz ist Solo-Trompeter des BBC National Orchestra of Wales, Mitgründer des Mahler Chamber Orchestra und er feiert in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag. Viele Gründe, um Philippe Schartz vorzustellen. Wir haben ihn in Koblenz beim Festival »Trompete Total« getroffen und anschließend mit ihm telefoniert.
Das dreigestrichene Es
Ein junger Mann setzt das dreigestrichene Es astrein auf den Höhepunkt eines Laufs. Philippe Schartz reist die Faust hoch und jubelt: »Yeeeesss«. Es wirkt, als ob ein Adrenalinstoß wie bei einem Bungee-Jumping-Sprung durch ihn hindurch gegangen wäre. Was ist passiert? Was beschert Philippe Schartz so große Freude?
Kurze Rückblende: Philippe Schartz befindet sich mit zehn Workshopteilnehmern in einem kleinen Übungsraum der Rheinischen Philharmonie in Koblenz. Ein junger Mann – kein Profi, sondern ein Amateurtrompeter – stellt sich vor die Gruppe und erzählt von seinen Übungen am Trompetenkonzert von Joseph Haydn.
Er gibt zu, wahnsinnig aufgeregt zu sein und Angst vor dem dreigestrichenen Es zu haben. »Ich spiele jetzt das Konzert, garantiere aber nicht für das dreigestrichene Es«, sagt der Mann. »Damit hast du dich schon selbst erschossen«, unterbricht ihn Philippe Schartz.
Schartz nimmt dem Trompeter die Angst, indem er sagt: »Du musst alles aus einer anderen Perspektive sehen. Der Mann, der gerade hier in Koblenz über die Straße geht, dem ist komplett egal, ob du dein hohes Es schaffst. Und während wir hier über die Nervosität sprechen, sind auf dem afrikanischen Kontinent wahrscheinlich schon wieder 50 Kinder gestorben. Geht es dir gut? Hast du genug zu essen? Dann ist es komplett egal, ob das dreigestrichene Es kommt.«
Demut, Bescheidenheit und Respekt vor der Musik
Das ist Philippe Schartz’ Devise: sich selbst nicht zu wichtig nehmen. Bescheiden sein. Nichts mag er weniger als sogenannte Machotrompeter. Er bittet darum, es genau so zu schreiben: »Ich hasse Blechbläser, aber ich liebe Musiker auf jedem Blechinstrument.«
Er vergleicht Machotrompeter, die in seinen Augen glauben, sie seien das Gelbe vom Ei, weil sie eine feste hohe Note spielen können, mit einer Orange: »Wenn man den dann schält, dann kommt ganz oft die Unsicherheit zum Vorschein.« Jeder Musiker habe seine guten und schlechten Tage, und es seien die demütigen guten Musiker, die wissen, dass alles harte Arbeit ist. Sie zeigen – so Schartz – Demut, Bescheidenheit und Respekt vor der Musik.