Vor zwei Jahren war die Resonanz auf die Premiere bereits enorm, nun geht der Sommerkurs im Norden in die zweite Runde. Die Zutaten für ein spannendes Projekt stehen indes bereit: mit Franco Cesarini ein renommierter Gastdirigent, mit Henning Klingemann ein versierter Künstlerischer Leiter und ein abwechslungsreiches Programm der Ober- und Höchststufe. Vom 26. bis 30. Juni hat Cesarini seine Werke „The White Thrill“, „Bulgarian Dances“ und „Sinfonietta No. 3“ im Gepäck, während sich Klingemann vor allem mit drei US-Komponisten beschäftigt: „Bayou Breakdown“ von Brant Karrick, „Southern Hymn“ von Samuel L. Hazo und Frank Tichelis „Over the Moon“. Abgerundet wird das schweizerisch-amerikanische Programm durch „Fanfare and Funk“ aus der Feder von Oliver Waespi.
Ziel ist es dabei nicht nur, in lediglich vier Tagen als neu zusammengefundenes Projektorchester Konzertreife zu erreichen, sondern sich auch die Zeit für interessante Workshops zu nehmen, die einen ganzheitlichen Musikbegriff ermöglichen. Im Angebot ist der Vortrag „Gesundbleiben als Musiker:in im Blasorchester“ von Professor Eckart Altenmüller; Martin Stier bietet einen Workshop zu „Klang und Artikulation“ an, während die beiden Dirigenten Einblicke in ihr Tagesgeschäft mit Kursen zu Partiturstudium, Probenplanung, Dirigieren und Arrangieren geben.
Der „Sommerkurs im Norden“ für sinfonisches Blasorchester findet in der bei Cloppenburg gelegenen Katholischen Akademie Stapelfeld statt. Der dortige Probensaal bietet eine hervorragende Akustik, die den Spaß am gemeinsamen Musizieren zusätzlich befördert. In modernen Einzel- und Doppelzimmern kann man geruhsamen Schlaf finden, zum Auspowern über die Musik hinaus befindet sich ein Fitnessraum im Haus und in einem Stübchen haben alle Gelegenheit, die Tage gemeinsam ausklingen zu lassen.
Anmeldung ab sofort möglich
Die Kosten belaufen sich auf 210 Euro für Mitglieder des Niedersächsischen Musikverbandes und auf 275 Euro für externe Musiker:innen. In den Kosten sind die Proben, Registerproben, Notenmaterial, Workshops, Unterkunft im Doppelzimmer und Vollpension enthalten. Eine Anmeldung ist ab sofort unter www.sommerkurs-im-norden.de möglich, Veranstalter ist der Niedersächsische Musikverband e.V. (NMV). Dass der „Norden“ durchaus kreativ ausgelegt werden kann, beweisen die Anmeldungen aus dem letzten Durchgang. Zwar stammte der überwiegende Teil der Musikerinnen und Musiker aus Niedersachsen, Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein, es waren aber durchaus auch Menschen aus Nordberlin und dem nördlichen Teil des Schwabenlandes mit dabei.

Nach Bert Appermont im Jahr 2022 folgt nun mit dem 62-jährigen Schweizer Franco Cesarini ein weiteres musikalisches Schwergewicht. Denn der langjährige Professor für Blasorchesterleitung ist „ein exzellenter Instrumentalist, Komponist und Dirigent – vereint in einer Person.“ (Peter-Lukas Graf). Neben der Civica Filarmonica di Lugano, die er ständig leitet, genießt Cesarini eine wichtige internationale Karriere als Gastdirigent, besucht die meisten europäischen Länder und tritt sowohl in den USA als auch in Asien auf. Seine Kompositionen werden auf der ganzen Welt aufgeführt; viele sind Bestandteil des Standardrepertoires der renommiertesten Blasorchester.

Henning Klingemann ist neben seiner hauptberuflichen Tätigkeit als stellvertretender Schulleiter an der Herschelschule Hannover seit 2008 Dirigent des Modern Sound[s] Orchestra aus Seelze bei Hannover, das er zum Deutschen Orchesterwettbewerb führte. In und über die Grenzen der Region Hannover hinaus gestaltet er Konzerte, die einen hohen Publikumszuspruch für seine Programmgestaltung und -interpretation erhalten.
Ferner ist er musikalisch für die Bläserphilharmonie Hildesheim verantwortlich, der er seit 2022 vorsteht. Zunächst als Gastdirigent engagiert, eroberte er schnell die Herzen des Projektorchesters, das fortan dauerhaft mit ihm zusammenarbeiten wollte. Die Ergebnisse dieser Gemeinschaftsproduktion finden alljährlich im Theater für Niedersachsen eine treue Zuhörerschaft.
Die Idee zum Sommerkurs
Die Idee zum „Sommerkurs“ entstand aus dem Wunsch einzelner Projektmitglieder der Bläserphilharmonie Hildesheim heraus, in Norddeutschland ein ähnliches Angebot für sinfonische Blasmusik zu schaffen, wie es etwa in Bayern oder Baden-Württemberg vielerorts existiert. Geprägt von der Erfahrung mehrerer Jahre fernab der niedersächsischen Heimat zeigt sich dort eine bunte Musiklandschaft, die es mit der Idee einer Adaption wieder in den Norden schaffte. Dort reifte die Idee zunächst über acht Jahre hinweg, ehe mit Henning Klingemann der ideale Mensch gefunden wurde, mit dem sich ein solches „Hirngespinst“ überhaupt realisieren ließ. Sofort ließ er sich für die Idee begeistern und nach den anfänglichen Gesprächen wurde klar: „Mit dem geht’s!“
Im Juli 2020 setzten sich daraufhin Henning Klingemann, Antje Zschocke, Katrin und Pia Opitz sowie Lars Katins zusammen, um aus den vielen Ideen ein erstes Grundgerüst zu kreieren. Der Wunsch nach einem Mehrwert durch Workshops schaffte es dabei ebenso in die Projektbeschreibung wie auch die Einladung eines Gastdirigenten, der idealerweise auch als Komponist seine eigenen Werke mitbringen sollte.
Ein ambitioniertes Vorhaben!
Aber der Grundstein war gelegt. Mit der Unterstützung des NMV konnten schließlich erste Fördergelder beantragt werden, um die finanziellen Rahmenbedingungen zu ermöglichen. Hinsichtlich der Attraktivität des Angebots gab es einen sehr hohen Zuspruch, da die Anmeldungen motivierter und leistungsstarker Musiker:innen schon sehr bald eingingen. Der „Sommerkurs im Norden“ war geboren!