»Die Kompositionen und Arrangements zeugen von großem Tatendrang, von Neugier und natürlich Musikalität«, hieß es in der Zeitschrift CLARINO schon vor Monaten, als gerade das Album »Lang Tang« des Trompeters Matthias Lindermayr beim Label Enja erschienen war. Seit kurzem lebt der 28-jährige in Berlin. Zum Interview kehrte er in seine Geburtsstadt zurück. Wir trafen ihn im proppevollen Münchner Café Kosmos.
Matthias – warum eigentlich Berlin? Was hat die Hauptstadt, was München nicht hat?
Die Berliner Szene ist viel größer und daher auch unübersichtlicher. In München lernt man relativ schnell alle Leute kennen, wenn man auf Konzerte geht. In Berlin gibt es viele verschiedene Gruppierungen, von der die eine dies, die andere jenes macht. Es ist ehrlich gesagt nicht ganz einfach, durchzublicken, wer eigentlich alles in Berlin Musik macht und mit wem man spielen kann. Man kann in Berlin jeden Abend auf mehrere Konzerte gehen, wenn man möchte. Es gibt tausende Bars, in denen Leute einfach mal so spielen, um neue Projekte auszutesten. Da brauche ich auch etwas Zeit, um mich zurechtzufinden.
Also wolltest du auch raus aus der Komfortzone?
Das auf jeden Fall! Ich habe mein bisheriges Leben in München verbracht und wollte auch mal woanders hin. Der zweite Grund ist natürlich der, dass ich die Aufnahmeprüfung für den Master bestanden habe. In Berlin habe ich mit John Hollenbeck und Gerard Presencer zwei sehr interessante Lehrer – eine tolle Gelegenheit, neuen Input zu bekommen.
Aber du bist noch oft in deiner Geburtsstadt.
Ja, das stimmt. Ich habe hier ja noch mein Netzwerk und es ist auch wichtig, dies beizubehalten. Ich wollte ja nicht nach Berlin gehen, um München hinter mir zu lassen. Ein Netzwerk aufzubauen, dauert ja auch eine Weile.