Brass

Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (33)

Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (33)

Jean, diese merkwürdige Mischung aus einem pensionierten Volksschuldirektor mit Karl May als Old Shatterhand, hatte die bemerkenswerte Fähigkeit, auf der dritten Posaune (es sollte dann meine erste werden) selbst im Pianissimo grell scheppernd zu schmettern. (Zahnprothesenbedingt wurde er, ich habe es bereits anklingen lassen, zu den Tschinellen versetzt, das nenn’ ich adäquat.) Mich hat wohl nachhaltig beeindruckt, dass es selbst einem Provinzbürgerblaskapellenmusikanten möglich sein kann, in einunddemselbem Instrument unvereinbare, ja als widersprüchlich erscheinen müssende Gegensätze zu vereinen. Flüstergebrüll!

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (32)

Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (32)

Nun aber zu den von mir immer am meisten Bewunderten aller Blasmusikanten. Nämlich weil sie sind die Einzigen (können Mehrere eigentlich Einzige sein?), die nicht ausschließlich linear und monodisch agieren, wie wir tumben (und gerne selber auf dieser Tumbheit beharrenden – dazu möglicherweise abschließend mehr beim nächsten Mal) Holz- und Blechbläser das selbstgewählt und wohl auch vom Instrument aufgezwungen tun (sieht man von gewissen, einem merkwürdigen Trieb folgenden Saxofonvirtuosen ab, die sich zumindest zwei gekrümmte Dinger zur mit Sicherheit ganz und gar uneitlen Steigerung und Darstellung ihrer beträchtigen Kunstfertigkeit in den Mund stecken – mir kamen da, tut mir leid, immer pornographische Assoziationen, vor allem, wenn ich es bei einem meiner damals künstlerisch Vorgesetzten an der Musikhochschule sehen musste, sowas aber schon auch.)

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (18)

Und was machen Sie, wenn Sie vor einer Kapelle zum Stehen kommen, die in erster Linie des Sozialen wegen beisammen ist? Ich meine, das ist ja eine äußerst wichtige Funktion, die da erfüllt wird, oft unter Aufbringung größter persönlicher Opfer. Egal um welchen Anlass es sich handelt, einen fröhlichen, traurigen, festlichen, kirchlichen, profanen, politischen – oft kommt ohnehin beinah alles zusammen – die Musi darf nicht fehlen.Ich habe hier schon erzählt, dass mir diese Bedarfspraxis selber nicht von Anfang an vertraut ist. Meine Heimatstadt war und ist zu groß (sie hält sich praktischerweise überhaupt für eine Großstadt; was für eine provinzielle Selbstentäußerung!), als dass es für jeden Todesfall oder 75. Geburtstag etc. in dieser ausreichend anonymisierten Gesellschaft möglich und – wegen der fehlenden persönlichen Bekanntschaft, die in einem dörflichen oder kleinstädtischen Gefüge selbstverständlich ist – nötig wäre, dass jedesmal auch nur eine kleine Abordnung der Bürgermusik ausrückte. Und doch, ich bin ein Verfechter des Musikmachens aus Notwendigkeit.

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (2)

Habe ich mich das letzte Mal vorgestellt, so kann ich nun mit meinen Nachstellungen beginnen, mitten hinein also, Fasching ist! Wer kennt nicht jemanden, der beim Blasmusikausflug in die kreuzfidele Wachau, ins lustige Egerland oder zur Basler Fasnacht sein Instrument (sei blos’n – seine Blase, wie wir in Österreich sagen) um einen Baum, aus seiner Posaune ein Waldhorn gewickelt hat, und die neuen Zähne macht dir der Sohn vom Soloflügelhornisten, diesem Kunstbläser, der ist ein tüchtiger Zahnarzt und kennt sich aus mit Bläsern, selber hat der in seiner Schulzeit ordentlich geblasen (was für ein Luxus auch, beim Zahnarzt auf mitfühlendes Verständnis hoffen zu dürfen).

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (17)

Zahnweh. Ich wollte diesen Text ja hinausschieben, aber es geht nimmer. Seit November beschäftigt es mich (was für ein freundlicher Ausdruck), in Wellen. Seit ich mit dem Blechmusikmachen angefangen habe, wurde mir die Wichtigkeit eines intakten Gebisses fürs Spielen auf verschiedenste Art und Weise anschaulich gemacht. Da hat es den bald nach meinem Eintritt in die Stadtkapelle auf die Tschinellen wechseln müssenden dritten Posaunisten (nicht zu verwechseln mit Der Dritte Polizist von Flann O’Brien; was für ein herrlich absurdes Buch mit den absonderlichsten Theorien über Atomfluss und ähnliche curiose Phänomene!) gegeben, der eben ein neues Gebiss, allerdings ohne jeden Ansatz erhalten hatte; immerhin, er vermochte die Posaune bereits im Pianissimo knattern zu lassen – was ihm dann allerdings auch an den Piatti gelang (es musste also doch vom Typ abhängen, und Scharl*, so wurde er genannt, war dezidiert ein Knatterer, auch auf der Bratsche im Sinfonieorchester, hat man mir erzählt). Neben mir, am Ersten Tenor, hat sich der arme Luis* mit seinem nicht gerade Tonstabilität und strahlende Höhe gewährenden Vorbiss am Mundstück festgesaugt. Immerhin lernte ich so instinktiv, dass es so eher nicht geht.

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (1)

Nämlich was ich mir so vorstelle und was ich Ihnen vorstellen will, und können Sie sich vorstellen, was ich mir vorstelle, welche Vorstellungen sonst noch interessant sein könnten, sich zu trauen, den nächsten Ton so zu spielen etwa, und Vorstellungen gibts noch und nöcher, nicht nur im Zirkus, was mir also rundherum so unterkommt, der Blasmusikzirkus ist ja noch viel bunter als sich die noch so farbenprächtigst ausstaffierte Zirkuskapelle vorstellen kann.

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (16)

Ich muss Ihnen wieder ein Geständnis machen. Seit dem ersten Erahnen des Frühlings (jaja, geschenkt, längstschon ist alles grün, so rings und rund, in diesen Tagen überwiegen bereits die kulinarisch prekären Maiglöckchen dem so bekömmlichen ersten Grün am Waldboden, auch hier, bei der Abfolge Bärlauch –  Maiglöckchen ist Grün, analog zur Schönen Müllerin zuerst die liebe und dann die böse Farbe; so erheiternd uns auch die Büscherl von alten Marktweiberln dargeboten werden mögen: bitte nicht essen!), seit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen – ich durfte sie in einer ehemaligen Einsiedelei auf der Insel Elba einsaugen – spiele ich im Grünen (um ein weiteres Frühlingslied Schuberts zu zitieren). Zurück wieder, daheim, bin ich derjenige, der dafür verantwortlich ist, dass auf einem freien Feld zwischen Tinsting und Schwaming (also nach Rosenegg und vor Letten) regelmäßig regelmäßige (zunehmend regelmäßigere) Posaunentöne erschallen: Ich übe, wie seit meiner Studienzeit nicht mehr. Und es macht eine Freude, kann ich Ihnen sagen!

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Mütters Vorstellungen – Posaunenplaudereien und Blechblasen vum Bertl Mütter (15)

Unlängst habe ich bei einer Lesung der beiden Kollegen Dirk Stermann und Christoph Grissemann (Zwei Klassiker lesen Weltliteratur, 1. Folge: Russland vs. USA) den musikverbindlichen musikalischen Umrahmer und teilweisigen musikalischen Untermaler gegeben, eine Übung in Demut, kann ich Ihnen sagen, und es hat doch großes Vergnügen gemacht, in wenigen Augenblicken durch spontane Stimmungsbilder auf den jeweils folgenden Text einzustimmen. Dazu noch zwei Hymnenverunglimpfungen. Die Oberstzeremoniäre der Botschaften jener Länder, deren Hymnen noch von mir im Wiener Radiokulturhaus remixed (so sagt man heute) werden (April: Österreich vs. Ungarn, Mai: Indien vs. Great Britain inkl. Éire) überlegen bereits, die österreichischen Botschafter ins jeweilige Außenamt zu zitieren, wie das heutzutage üblich ist, wenn man not amused ist, auch überlegt Österreich selbst angeblich bereits für die letzten Tage des Aprils seinen eigenen Boykott bis knapp vor die Maiaufmärsche. Ob die Fackelzüge der sozialistischen Jugend stattfinden werden können, ist noch nicht gesichert; die Musi aber spielt eh erst zum Weckruf in der Früh, und wer um 8 Uhr beim ersten Gulasch nicht bereits drei Bier intus hat, der kann kein rechter Maiaufmarschierer sein, hat man mir beigebracht und ich habe mich bereitwillig daran gehalten und mir den entsprechenden Repekt der Alten verschafft.

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