Kurz vor seinem 60. Geburtstag wechselt Rolf Rudin noch einmal die Perspektive. Er bringt Studierenden in der BDB-Akademie in Staufen das Komponieren bei. Und mit welcher Freude er von diesem auf drei Jahre angelegten Studium erzählt, lässt erahnen, dass dort kein abgehobener Komponist über die Weisheiten seines Lebens schwadroniert, sondern ein ehrlicher Arbeiter im Dienste der Kunst die Begeisterung für Musik teilen und mitteilen möchte. Denn die geradezu kindliche Freude an der Musik hat der bald 60-Jährige stets bewahrt. Am 9. Dezember feiert Rolf Rudin seinen Geburtstag.
Kann man Komposition eigentlich wirklich studieren? Muss einem diese Gabe nicht in die Wiege gelegt ein? Diese Fragen suggerieren ein eher romantisch verklärtes Bild eines Komponisten, der unter dem Apfelbaum sitzt und wartet, bis er von der Muse geküsst wird. Sicherlich macht auch Rolf Rudin seine Spaziergänge, um den Kopf für die nächste Inspiration freizubekommen. Vielleicht sitzt er sogar bisweilen unter Apfelbäumen. Doch der Arbeitsplatz ist für ihn der Schreibtisch, das Arbeitsgerät der Bleistift. Und folglich lautet seine Antwort auf die Frage, ob man Komposition wirklich studieren kann: Ja.
„Das ist in der Tat eine komplexe Frage, auf die man zu unterschiedlichen Lebensphasen auch unterschiedliche Antworten geben würde“, holt er aus. „Vielleicht hätte ich vor zehn Jahren anders geantwortet als heute. Vielleicht hätte ich ‚Nein!‘ gesagt. Man muss als Komponist geboren sein. Und wem das nicht gegeben ist, der wird eben kein Komponist.“ Vielleicht hätte er das vor zehn Jahren gesagt. Sehr wahrscheinlich ist das allerdings nicht. Denn schließlich hat Rolf Rudin vor 30 Jahren sein Diplom im Fach Komposition an der Hochschule für Musik in Würzburg erhalten. Irgendetwas muss er dafür ja studiert, gelernt und geleistet haben.
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