Der Klimawandel ist nicht mehr wegzudiskutieren. Um diesen noch zu bremsen – oder es zumindest zu versuchen –, sind wir alle gefragt. Und tatsächlich kann jeder Mensch etwas tun. Auch in zahlreichen Orchestern ist diese Erkenntnis längst durchgedrungen. „Orchester des Wandels“ heißt die Initiative, die Nachhaltigkeit propagiert und lebt. Wir sprachen mit Ulrich Haider, Hornist der Münchner Philharmoniker, über Madagaskar, Fleischkonsum und wie auch Amateurorchester von den Profis lernen können.
Herr Haider, immer wenn wir über Nachhaltigkeit diskutierten, hört man das „Argument“: „Warum müssen wir ausgerechnet in Deutschland das Klima retten? Wir machen doch sowieso schon so viel…!?“ Was entgegnen Sie solchen Aussagen?
Natürlich könnte ich jetzt die gängigen Argumente bringen, beispielsweise dass das Klima nur zu retten ist, wenn wirklich alle, also auch wir Deutschen, einen Beitrag leisten, oder dass wir immerhin für 2 Prozent der weltweiten Emissionen verantwortlich sind, was angesichts der Größe unseres Landes unverhältnismäßig hoch ist. Diese Argumente sind richtig und wichtig. Für mich persönlich steht aber etwas anderes im Vordergrund: Es ist unheimlich spannend, sich mit Klimaschutz und Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Vor allem eröffnen sich in der Auseinandersetzung viele neue Perspektiven. Oft wird ja unterstellt, dass Klimaschutz ausschließlich mit Verzicht zu tun hat. In manchen Bereichen mag das stimmen, in vielen anderen hat es eher mit Wandel zu tun, mit einer Schärfung des Bewusstseins für das Wesentliche.
Und doch denkt man bei der Bekämpfung des Klimawandels nicht zwingend an Musikerinnen und Musiker bzw. deren Orchester. Gibt es (auch) deshalb die Initiative „Orchester des Wandels“?
Lange Zeit dachten Kulturschaffende, darunter auch Orchestermusikerinnen und -musiker, dass wir eine Sonderstellung hätten. Um den Klimaschutz sollten sich andere kümmern, die Wirtschaft beispielsweise oder die Politik.
Einige wenige haben aber trotzdem schon vor vielen Jahren die Initiative ergriffen. Die Kolleginnen und Kollegen der Staatskapelle Berlin seien hier explizit genannt. Seit 2009 veranstalten sie Klimakonzerte und finanzieren Nachhaltigkeitsprojekte. Die Nachfragen aus anderen Orchestern und deren Wunsch, ebenfalls aktiv zu werden, ließen schließlich den Entschluss reifen, sich dem Thema gemeinschaftlich zu widmen. Vor gut einem Jahr wurde daraufhin der Verein „Orchester des Wandels“ (OdW) gegründet.
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