Beim Schöpf gepackt – Tradition ohne Publikum
Selbst im heiligen Land Tirol, aus dessen wunderbarer Bergwelt die vorliegenden Artikel ins schöne Deutschland flattern, ist die Welt längst nicht mehr so heil, wie es der mit Digitalkamera bewehrte Gast am Straßenrand meint, wenn er den alpinen Aborigines dabei zuschaut, wie sie ihre gegenreformatorischen Riten pflegen. Zieht man bei einer unserer farbenprächtigen Prozessionen alle jene ab, die mitgehen müssen, weil die geheiligte Tradition es so vorschreibt – den Chor, die Musik, die Schützen, die Partisanen, die Ministranten, die Schüler, die Kindergartenkinder, die Pfarrgemeinderatsfunktionäre, die Alt- und die Jungbäuerinnen und die Dorfpolitiker auf der Suche nach Mehrheiten –, dann bleiben im besten Fall ein paar alte Leute und einige wenige Jüngere übrig, die man, zusammengenommen, als letzte tatsächlich überzeugte Katholiken bezeichnen könnte