In seiner dreibändigen Schrift »Syntagma musicum« versuchte Michael Praetorius (1571 bis 1621) eine Bestandsaufnahme der Musikpraxis und Musiktheorie seiner Zeit: Kirchenmusik, Instrumententypen, Kompositionslehre, Satztechnik, Aufführungspraxis, Begriffsklärung. Eine Systematik der Blasinstrumente darf da natürlich nicht fehlen.Da die Gebildeten des 16. Jahrhunderts vielfach lateinisch schrieben, fand der junge Mann aus Thüringen, dass der Name Praetorius (etwa: Vorsteher) gut zu ihm passe. Eigentlich hieß er ja Michael Schultheiß. Und ein Schultheiß (oder Schulze) war ja eine Art Vorsteher, ein Gemeindevorsteher oder Bürgermeister. An Selbstbewusstsein fehlte es dem Pfarrerssohn also nicht: Schon mit 16 Jahren, während seines Studiums der evangelischen Theologie, arbeitete er ohne besondere musikalische Ausbildung als Organist der Marienkirche in Frankfurt/Oder. Nach dem Studium wechselte er in die Hofkapelle des Herzogs von Braunschweig-Wolfenbüttel und wurde mit 33 Jahren ihr Kapellmeister. Mit 42 Jahren übernahm er dasselbe Amt in der bedeutenderen Hofkapelle des Herzogs von Sachsen in Dresden. Praetorius starb an seinem 50. Geburtstag.
Mit Kleinkram gab er sich nicht ab. Seine Sammlung »Musae Sioniae« (1605 bis 1610) umfasst sage und schreibe 1244 Choral-Bearbeitungen deutscher Psalmen und Kirchenlieder. Auch acht Bände mit weltlicher Musik plante er: Er schaffte zwar nur einen – »Terpsichore« (1612) –, der aber enthielt immerhin schon 312 Tanzstücke, meist Courantes nach europäischen Meistern. Später versuchte Praetorius auch eine 15-bändige Sammlung von Kirchenmusik, »Polyhymnia Ecclesiasticae«. Sein Sinn ging also aufs Große, Umfassende, Enzyklopädische: Dem verdanken wir auch sein Hauptwerk, die Schrift »Syntagma musicum« in drei Bänden (1615 bis 1619). Sie wurde für die Musikwissenschaft zur wichtigsten Informationsquelle über die Musik um 1600.