Wir kennen hervorragende Zweit- oder gar Multiinstrumentalisten. Es ist immer wieder überraschend, wie die das schaffen. Oft, aber nicht immer kommt das zweite Instrument aus der gleichen Familie, wenn etwa ein Klarinettist eine Bassklarinette hinzunimmt. Und der Dirigent? Muss der nicht ohnehin ein Multiinstrumentalist von Berufs wegen sein? Wir haben nachgefragt.
Der Spieler von zwei Instrumenten ist ja quasi die kleinste Form des Multiinstrumentalisten. Kann man eigentlich Multiinstrumentalist auf hohem Niveau sein?
In Ausnahmefällen ist das sicher möglich. Es gibt großartige Talente die – rein äußerlich betrachtet – in der Beherrschung ihrer Instrumente kaum Unterschiede erkennen lassen. Der Australier James Morrison ist so ein populäres Beispiel. Und auch in der klassischen Musik gibt es viele Beispiele. Julia Fischer etwa hat auf der Violine wie auf dem Klavier gleichermaßen Karriere gemacht. Also ja, es gibt Ausnahmetalente, die das hinbekommen.
Allerdings muss man natürlich wissen, dass jedes Instrument einen großen Übeaufwand erfordert. Dadurch sind allein aufgrund der Beschränktheit zeitlicher Ressourcen gewisse Grenzen gesetzt – wenn man wirklich auf jedem Instrument gleichermaßen technisch und vor allem musikalisch erfolgreich sein möchte.
Insofern ist das sicherlich vom Einzelnen abhängig, wie er das zeitlich und mental bewältigen kann. Es bedarf schließlich der Ein- bzw. Umstellung auf die verschiedenen Techniken und Spielweisen.
Gilt das dann aber vor allem für das ganz hohe Niveau, oder?
Man muss natürlich grundsätzlich unterscheiden, ob das Zweitinstrument für den professionellen Musiker zu seinem Alltag einfach dazugehört – was die Sache natürlich nicht unbedingt leichter macht. In den Orchestern müssen die Musiker oft ein Neben- oder Zweitinstrument spielen, um eine Stelle auszufüllen. So kann etwa ein zweiter oder dritter Klarinettist im Sinfonieorchester durchaus eine Verpflichtung zur Bass- oder Altklarinette auferlegt bekommen.
In manchen Fällen ist auch das Saxofon als Nebeninstrument für Klarinettisten erforderlich, viele Trompeter spielen nebenbei auch das Kornett oder Flügelhorn. Diese Instrumente sind allerdings miteinander verwandt, gehören zur Familie und verlangen nicht unbedingt ein vollkommen anderes Metier. Man muss als Blechbläser nicht ein Holzblasinstrument spielen oder als Streicher nicht Schlagzeug…
Trotzdem ist es für Orchestermusiker, für die so etwas zu den täglichen Herausforderungen gehört, sicherlich nicht immer leicht, wenn etwa die Hornisten für eine Wagner-Oper oder eine Bruckner-Sinfonie auf eine Wagner-Tuba umsteigen müssen. Das Instrument holt man ja nur ganz selten aus dem Schrank und dann kann man nicht einfach den Schalter umlegen und ein solches Zweitinstrument genauso beherrschen wie das eigene Waldhorn.
Natürlich gibt es Ähnlichkeiten, aber Intonationstendenzen und Luftwiderstand beispielsweise sind eben doch sehr unterschiedlich. Es ist auch für Profis eine große Herausforderung, sich auf dem Zweitinstrument fit zu halten.