Brass, Orchestra, Schwerpunktthema, Wood | Von Martin Hommer

Theinerts Thema: Ernährung

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Während im Leistungssport der Tagesablauf und damit die Ernährung sehr genau ausgeklügelt sind, haben Musiker oftmals noch Nachholbedarf. Dabei ist das Essen ein großes Thema. Markus Theinert über das richtige Maß, Regelmäßigkeit und seinen Pferdemagen.

Herr Theinert, zu Beginn gleich eine sehr umfassende Frage: Gibt es eine spezielle »Dirigenten-Diät«?

(lacht) Das ist eine gute Frage! Ich glaube, das hängt in erster Linie von Gesundheitszustand und physischer Konstitution des jeweiligen Individuums ab. Für den Dirigenten und alle Musiktreibenden ist die Ernährung immer ein großes Thema, und das erst einmal weniger aufgrund der speziellen Tätigkeit als vielmehr aufgrund der Lebensumstände und wie sich das tägliche Berufsleben abspielt.

Maßgeblich ist hierbei natürlich das Reisen und sicherlich auch die Konzerttätigkeit am späten Abend, die einen »normalen« Tagesablauf erst gar nicht ermöglicht. Während für den »durchschnittlichen« Berufstätigen der Tagesablauf vom Frühstück über das Mittagessen bis zum Abendessen relativ stabil und regelmäßig ist, sieht das für Musiker und Dirigenten sehr oft ganz anders aus.

Zum einen spielt sich ein großer Teil der Tätigkeit in der Regel am Abend ab, und vor dem Konzert will man nicht unbedingt noch großartig essen, weil sich dies natürlich auch negativ auf die Aufmerksamkeit und die Leistungsfähigkeit übertragen kann, wenn sich der Körper nach einem schweren Abendessen erst einmal mit der Verdauung beschäftigen muss.

Wenn man andererseits gar nichts isst, dann fehlt für das Konzert unter Umständen die entsprechende Energie. Man muss da seine Bedürfnisse wirklich sehr gut und fein ausbalancieren und abstimmen. Unvermeidlich ist aber auch, dass nach dem Konzert oftmals noch ein starkes Hungergefühl aufkommt. Die Versuchung ist natürlich dann sehr groß, noch einmal so richtig zuzulangen.

Ich glaube also weniger, dass es die Ernährung selbst ist – die soll und muss ausgewogen und angemessen sein, wie für jeden Menschen, der gesund leben möchte. Aber die Zeiten, zu denen die Mahlzeiten eingenommen werden, sind natürlich bei Dirigenten und Musikern, die diese Tätigkeit zum Beruf gemacht haben, entsprechend problematisch.

Wenn man als Amateur nur hin und wieder in die Probe geht und jeden zweiten Monat abends einen Auftritt zu absolvieren hat, mag dies alles keine so große Rolle spielen. Aber vor allem die regelmäßigen abendlichen Konzerte und die umfangreiche Reisetätigkeit, die es dem Berufsmusiker oder Dirigenten selten ermöglicht, sich zu Hause selbst zu versorgen, zu bekochen oder bekochen zu lassen, machen es bekanntlich noch schwieriger, die entsprechende ausgewogene und gesunde Ernährung zu finden.

Der Dirigent unterscheidet sich da übrigens nicht unbedingt vom Orchestermusiker, denn das aktive Musizieren auf dem Instrument ist mindestens genauso anstrengend und zum Teil körperlich noch fordernder als das Dirigieren. Die geistige Wachheit und Konzentration ist aber sicher auch ein wichtiger Gesichtspunkt, und hier kann die richtige Ernährung den Musiker oder Dirigenten bei der Arbeit ebenfalls unterstützen.

Sie haben gerade den unregelmäßigen Tagesablauf angesprochen, der zum Musikerberuf dazugehört. Im Fußball beispielsweise ist der Tagesablauf und damit auch das Timing und die Art der Mahlzeiten sehr genau ausgeklügelt und nach dem Spielbeginn ausgerichtet. Ist so eine Vorgehensweise für Musiker überhaupt möglich? Und wenn ja: Wird das so praktiziert? Gibt es dann gegebenenfalls eine Ernährungsempfehlung, dass man beispielsweise vor dem Konzert Fisch mit Reis statt Fleisch mit Nudeln essen soll?

Die Zeiten sind äußerst schwierig genau festzumachen. Denn natürlich hängt dies davon ab, wo das Konzert stattfindet, wie man dort hinkommt, wie das Reisearrangement getroffen wurde, wann die Anspielprobe eingeplant wurde, wie die örtlichen Gegebenheiten sind, wieviel Personal vor Ort zur Verfügung steht und so weiter. Dazu kommt das verfügbare Angebot vor Ort: Gibt es ein Restaurant in der Nähe oder muss ein Catering organisiert werden?

Wie gesagt, wenn man das nur ein- oder zweimal im Monat mitmacht, so ist das nicht weiter tragisch. Aber für diejenigen, die Musik als Beruf ausüben und vor allem für diejenigen, die einem Orchester mit einer regen Reisetätigkeit angehören, ist das wirklich schwierig.

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