Musik in der Digitalen Welt – wie so vieles ist auch oder gerade ein im Grunde analoges Thema vor besondere Herausforderungen gestellt. Und doch ist es eigentlich sonnenklar: »Musik lässt sich nicht digitalisieren.« Sagt Markus Theinert. Doch lesen Sie selbst.
Der Begriff »Digitale Welt« bezeichnet laut der digitalen Definition auf Wikipedia »alles, was im Zusammenhang mit digitalen Sachverhalten steht«. Der Begriff umfasst also die Gesamtheit aller Einzelerscheinungen, die mit Digitalsignalen beschrieben oder von diesen beeinflusst werden.
Nun ist Musik von ihrer Natur her ja etwas zutiefst »Analoges«. Wo kann ich als Dirigent die digitale Technik nutzen – wo birgt sie möglicherweise Gefahren? Oder beschränken sich die Vorteile der digitalen Welt ohnehin auf außermusikalische Bereiche wie Marketing oder Crowdfunding?
Zunächst einmal ist eine ganz wichtige Feststellung zu treffen: Musik lässt sich nicht digitalisieren. Der unmittelbare, lebendige Klang ist im musikalischen Prozess das Medium, mit dem sich die musikalische Struktur artikuliert. Darin ist nicht nur der spontane Akt des Musizierens eingeschlossen, sondern natürlich auch das aktive Hören und musikalische Erleben des Zuhörers.
Wir haben in der Vergangenheit immer wieder versucht, diesen Klang aufzuzeichnen und sozusagen für die Nachwelt einzufrieren und mit fortschreitender Technik auch in digitale Signale umzuwandeln. Allerdings geht dadurch die Kontinuität des Erlebens verloren, weil sich der Klang selbst auch nicht mehr kontinuierlich aus sich selbst heraus entwickeln kann, sondern durch die Digitalisierung eben in gerasterte elektronische Informationen aufgespaltet wird.
Diese einzelnen Signale unterbrechen den natürlichen Fluss des Klangs, auch wenn das Bitraster in sehr hoher Auflösung erstellt wurde. Das menschliche Ohr jedoch kann noch wesentlich feinere Strukturen wahrnehmen, als es die digitale Rasterung erlaubt. Insofern ist die digitale Aufzeichnung von Musik mit dem authentischen Erleben von Musik nicht zu vereinbaren.
Ich denke aber doch, dass heutzutage in jeder Arbeitsumgebung, also auch in der des Musikers, die Anwendung digitaler Technologien durchaus von Nutzen sein kann. Nehmen wir nur die heute übliche Informationstechnologie der Musikverlage als Beispiel her: Anstatt tagelang durch viele gedruckte Notenkataloge und Werkverzeichnisse zu blättern, werden wir heute bei der Literatursuche im Grunde genommen relativ schnell fündig.
Von der Terminplanung angefangen bis hin zur Durchführung von Veranstaltungen gibt es zahlreiche softwareunterstützte Hilfsmittel, die uns den Arbeitsablauf bei der Planung einer Probenphase oder eines Konzerts erleichtern. So wie jeder andere Berufstätige in der heutigen Welt ist auch der Musiker ohne digitale Unterstützung kaum mehr vorstellbar. Die Kommunikationswege sind schneller, und die Korrespondenz ist dadurch dichter geworden. Da ist der Griff zum Smartphone bei der Beantwortung von Fragen und zur Lösung von Aufgabenstellungen für die meisten zur Normalität geworden.
Im musikalischen Prozess selbst, wie bereits erwähnt, gibt es jedoch keine Anwendungsmöglichkeit digitaler Technik, die der wahren Musik oder ihrer Vorbereitung durch die Probenarbeit in irgendeiner Form dienlich wäre. Denn wenn wir uns mit dem Instrument, mit dem Klang im Raum beschäftigen, dann ist alles, was zwischen dem Klang und unserem Bewusstsein steht, nur hinderlich und wird uns nicht erlauben, das Ganze als Einheit wahrnehmen zu können.
Zum anderen von Ihnen angesprochenen Thema: Natürlich benötigen wir die Unterstützung durch diverse Marketingaktivitäten, die eine Veranstaltung oder ein Konzert zu einem materiellen Erfolg machen und die potenzielle Zuhörerschaft darüber informieren, wann und wo ein solches Konzert stattfindet.
Das alles, inklusive der finanziellen Unterstützung, lässt sich heutzutage wunderbar über die sozialen Medien und Crowdfunding begleiten. Dadurch erreicht man auch ein Klientel, welches in der vordigitalen Welt kaum Zugang zu diesen Informationen hatte, weil sich die schriftlichen Einladungsschreiben natürlich auf einen bereits vorhandenen Adressenstamm verlassen mussten.