Brass | Von Klaus Härtel

Thema Tuba: 3 Fragen an Jörg Wachsmuth

Wachsmuth

Die Tuba ist das Instrument des Jahres 2024. Sie ist “der Höhepunkt der Schöpfung”. In der BRAWOO – Brass Wood Orchestra werden wir dem Instrument ebenso Respekt zollen und Platz einräumen. Diesmal stellen wir dem Tubisten Jörg Wachsmuth 3 Fragen.

Wie begann deine Leidenschaft für das Tuba-­Spiel und welche Einflüsse haben deine musikalische Entwicklung geprägt?

Meine Leidenschaft für das Tuba-Spiel begann mit 14 Jahren neben einer seit meinem 8. Lebensjahr andauernden Schlagzeugausbildung (Drumset). Mein Ziel war ein Drumset-Studium an der Hochschule Hanns Eisler in Berlin.

Mein Vater – seines Zeichens Trompeter – brachte mich auf die Idee, noch ein Blechblasinstrument zu erlernen. Da ich schon ein ganz klein wenig Trompete spielen konnte, sollte es die Trompete sein. Zur Eignungsprüfung an der damaligen Musikschule in Potsdam war der Abteilungsleiter der Blechblasinstrumente aber der Meinung, dass, wenn ich studieren wollte, die Tuba die bessere Wahl wäre. Mit der Trompete nämlich sei das nicht zu schaffen in zwei Jahren, denn das Studium damals begann schon mit 16 Jahren. Aber mit der Tuba schon. Er hatte da wohl etwas falsch verstanden, denn ich wollte ja Drumset studieren. Ich ließ mich überzeugen und die Tuba war ab diesem Zeitpunkt mein Blechblasinstrument.

Was dann folgte, war aus heutiger Sicht ein Senkrechtstart. Nach einem halben Jahr das erste Solokonzert und nach anderthalb Jahren das Bestehen der Eignungsprüfung im Fach Tuba. Es folgte das Studium und mit 19 Jahren war ich schon im Orchester. 

Heute weiß ich, dass mein Vater und der damalige Abteilungsleiter der Blechblasinstrumente an der Musikschule in Potsdam sich vor meiner Eignungsprüfung abgesprochen hatten. Denn mein Vater hatte neben seiner Hauptbeschäftigung am Sinfonieorchester eine Blaskapelle (7-er Besetzung) gegründet und brauchte einen Tubisten. Das war für mich ein großes Glück und eine prägende Zeit, denn ich konnte schon mit gestandenen Berufskollegen meines Vaters zusammenspielen, alle Stilrichtungen der Tanz – und Unterhaltungsmusik wie Blasmusik, Dixieland, Happymusic, Schlager, Operette, Musical usw. kennenlernen und in Programmen Sänger, Artisten, Humoristen, Zauberer musikalisch begleiten. Ich konnte nach den Programmen bis zu 6 Stunden Tanzmusik machen und das in hunderten Veranstaltungen pro Jahr. Ich war 30 Jahre in dieser Kapelle nebenberuflich festes Mitglied. Eine Ochsentour, die sich ausgezahlt hat in Repertoire, Erfahrung und Ausdauer. 

Welches ist dein Lieblingswitz zur Tuba oder dein Lieblings-Klischee? 

Einen Lieblingswitz zur Tuba habe ich leider keinen, denn die Tuba ist ja keine Bratsche! Gegen das landläufige Klischee des langsamen, immer zu spät spielenden Tubisten kämpft man Zeit seines Lebens an.

Was kann die Welt von den Tubisten lernen?

Tiefe – Ruhe – Ausgeglichenheit – Phantasie – Persönlichkeit – Frauenversteher! (lacht)

Wachsmuth

Jörg Wachsmuth

Jörg Wachsmuth entstammt einer thüringischen Musikerfamilie und wuchs in Potsdam auf. Er studierte Tuba an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin bei Dietrich Unkrodt und war 1988 zweiter Preis­träger sowie 1992 erster Preisträger beim Internationalen Instrumentalwettbewerb Markneukirchen. Seit 2000 ist er Mitglied der Dresdner Philharmonie und Honorarprofessor für Tuba an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden. Er ist außerdem Mitglied im Melton Tuba Quartett.

(Foto: Ludwig Angerhöfer)

professorjoergwachsmuth.de