Szene, Wood | Von Hans-jürgen Schaal

Theo Travis – Der Mann, der den Rock bläst

Vor 20 Jahren war der Saxofonist Theo Travis der Shooting Star der britischen Jazzszene. Die Financial Times wählte ihn 1993 zum Newcomer des Jahres, sein Album »View From The Edge« wurde im Folgejahr als beste britische Jazz-CD des Jahres ausgezeichnet. Es folgten meh­rere Nominierungen als »Aufsteiger des Jahres« bei den British Jazz Awards und ein Scotrail Jazz Award für seinen Auftritt beim Glasgow Jazz Festival. Man lobte Travis’ »boppende Schärfe« und sein »Hardbop-Erbe«.

Doch dann nahm die Karriere plötzlich eine neue Richtung: Der Saxofonist half zunehmend bei progressiven Rockbands aus. Schon als Teenager war er ein Fan von Yes, Pink Floyd und King Crimson gewesen. Nun entdeckte er Progrock, Elektronik und Ambient auch als bläserisches Arbeitsfeld. 2006 wurde er der Nachfolger des ver­storbenen Elton Dean bei Soft Machine Legacy, kurz darauf begann eine Kooperation mit dem Gitarristen Robert Fripp (King Crimson). Neuerdings sorgt Theo Travis bei Steven Wilson für Aufsehen, einer Schlüsselfigur der aktuellen Progrock-Szene.

CLARINO: 1999 hast du erstmals mit der Progrock-Band Gong gearbeitet. Wurde das zum Wendepunkt in deiner Laufbahn?

Theo Travis: Es war definitiv ein wichtiger Moment. Aber es gab einen ebenso wichtigen Wendepunkt zwei Jahre davor: Da fing ich an, mit Mick Karn, Steve Jansen und Richard Barbieri zu arbeiten, den ehemaligen Mitgliedern der Band Japan. Wir waren zwei Sidemen: ich als Bläser und ein junger Gitarrist namens Steven Wilson. Seit meinen frühen Teenager-Jahren habe ich zwar progressive und Ambient-Musik gehört und geliebt, aber diese beiden Verbindungen 1997 und 1999 waren bahnbrechend. Sie brachten mich auch als Spieler in diese Musiksphäre – heraus aus eher konventionellen Jazzzirkeln und hinein in die inter­nationale Arena.

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