Die clarino-Serie »Sie haben das letzte Wort« ist zwar in Interview-Form gehalten, sie soll aber einmal andere Fragen beinhalten, als man sie aus »normalen« Interviews kennt. Durch ungewöhnliche und nicht alltägliche Fragen will die Redaktion Neues vom Künstler erfahren. Die Fragen beginnen immer gleich. Wir sind gespannt auf nicht immer gleiche Antworten.
Wann war das letzte Mal, dass Sie im Ausland konzertiert haben?
Anfang Mai habe ich zwei Konzerte und einen Workshop in Zagreb im Rahmen eines internationalen Brass-Festivals gegeben.
Wann war das letzte Mal, dass Sie »so richtig« Urlaub gemacht haben?
Sie meinen bestimmt ohne meine Trompete. Das ist über zehn Jahre her, da war ich mit meiner Frau auf einer vierwöchigen Rundreise durch Malaysia und Borneo. Nach vier Wochen Trompetenabstinenz hatte ich nur zwei Wochen, um mich wieder musikalisch fit zu machen. Ich kam mir vor wie ein Anfänger und habe es gerade so vor Beginn der neuen Spielzeit hinbekommen. Seither ist die Trompete immer im Gepäck.
Wann war das letzte Mal, dass Sie etwas Verbotenes getan haben?
2011 wurde ich in Minneapolis von meinem kroatischen Trompeterkollegen Tomislav Spoljar »genötigt«, bei ROT über eine Fußgängerampel zu gehen. Er hat mich noch monatelang danach aufgezogen, dass ich so typisch deutsch sei. Nur die Deutschen warten wohl vor einer roten Ampel.
Wann war das letzte Mal, dass Sie das 2. Brandenburgische Konzert gespielt haben?
Die Partie stand in den letzten Monaten gleich viermal auf dem Programm. Damit habe ich für die Statistik 28 erfolgreiche Aufführungen hinter mir. 100 Aufführungen in meinem Leben wären ein ehrgeiziges Ziel.
Wann war das letzte Mal, dass Sie auf dem Residenzschloss Ludwigsburg waren?
Wir haben letztes Jahr dort mit unseren Kindern sehr schöne Tage im »Märchengarten« und im »Blühenden Barock« verbracht. Wir wohnen ja fast in unmittelbarer Nachbarschaft.
Wann war das letzte Mal, dass Sie wünschten, in einer anderen Epoche geboren zu sein?
Bei meiner Affinität zur Barockmusik wäre das schon eine interessante Sache, aber nicht ohne meine moderne, mit Ventilen ausgestattete P7-4 Schilke Piccolotrompete, mein Desinfektionspray, ein Glas Nuss-Nougat-Creme, meine Turnschuhe, eine Kiste Cola, meinen Flachbildfernseher und natürlich noch hunderte weiterer Dinge des 21. Jahrhunderts, die ich vermissen würde!
Wann war das letzte Mal, dass Sie einen Musik-Kollegen beneidet haben?
Das passiert schon hin und wieder. Bis ich mich wieder besinne und realisiere, dass Erfolg nicht von alleine kommt und die Kollegen hart und zeitintensiv dafür gearbeitet haben und ich es ihnen von Herzen gönne, mit ihrem Instrument so erfolgreich zu sein, wie sie es sind. Vielleicht werde ich ja auch hin und wieder beneidet…
Wann war das letzte Mal, dass Sie mit dem Schauspieler und Synchronsprecher Thomas Reiner verwechselt wurden?
Als ich mir vor kurzem ein paar Bücher bei einem Verlag bestellen wollte, hat mich die Sachbearbeiterin am Telefon gefragt, ob ich ihr ein paar Stunden in Sachen Rhetorik und Sprecherziehung erteilen würde…
Wann war das letzte Mal, dass Sie sich selbst gegoogelt haben?
Mache ich regelmäßig, um zu sehen, was weltweit mit mir passiert… und mit dem Synchronsprecher Thomas Reiner und mit dem australischen Komponisten Thomas Reiner, dem Parkettrestaurator Thomas Reiner, dem mallorquinischen Fotografen Thomas Reiner und dem britischen Trompeter Tom Rainer, mit dem ich neulich auch verwechselt wurde: Ich wurde von einem Tubisten angefragt, ob ich nicht zusammen mit den Kollegen von der Royal Academy ein Stück aufführen möchte…
Wann war das letzte Mal, dass Sie an Maurice André gedacht haben?
Es vergeht eigentlich kaum ein Tag, an dem ich nicht an ihn und seine Fähigkeiten denke. Sie waren und sind für mich immer wieder der Beweggrund, so viel Zeit mit meinem Instrument zu verbringen.
Wann war das letzte Mal, dass Sie in einem Blasorchester mitgespielt haben?
Gar nicht so lange her: Ich habe ja meine Wurzeln in der Blasmusik und viele Dirigenten kennen mich. Also kam ein Anruf, ob ich nicht jemanden kennen würde, der am Abend in der Generalprobe und am nächsten Tag im Konzert für den erkrankten 1. Flügelhornisten einspringen könnte. Ich hatte an dem Wochenende nichts zu tun und bin spontan eingesprungen. Warnung an alle Profis: So eine erste Flügelhornstimme ist manchmal gar nicht so ohne, vor allem vom Blatt!
Wann war das letzte Mal, dass Sie einen Ratschlag Ihrer Frau abgelehnt haben?
Meine Frau, die ja zugleich auch meine Managerin ist, und ich haben eine ganz klare Arbeitsteilung. Ratschläge sind gegenseitig erlaubt, ja sogar erwünscht. Wir sind erfolgreich im Musikbusiness, weil wir die Dinge unmittelbar aus künstlerischer und wirtschaftlicher Seite betrachten können.
Wann war das letzte Mal, dass Sie gedacht haben: Hätte ich mal »was Vernünftiges« gelernt?
Die Frage stelle ich mir oft selbst und vor allem dann, wenn ich bis in die späten Nachtstunden in meinem Überaum sitze, besessen von dem Glauben, dass alle Menschen, die etwas Vernünftiges gelernt haben, seit 17 Uhr Feierabend haben. Die Frage beantwortet sich aber immer nach einem erfolgreichen Konzert, nämlich dann, wenn ich die direkte Anerkennung des Publikums erfahre und fühle, was für einen wunderbaren Beruf ich doch habe.