Brass | Von Malte Burba

Tipps für Blechbläser von Prof. Malte Burba

Malte Burba

Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um die Flatterzunge, stimmlosen Artikulation der Silbe “pü” [py], den zungenkontrollierten Ansatz und die Wedge-Atmung.

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Ich übe gerade den Trompetenpart der Kammeroper “The Lighthouse” von Peter Maxwell Davis – ich kann aber keine Flatterzunge auf dem e³, das ist meiner Meinung nach auch nicht möglich. Geht das und muss ich noch was rausfinden? Auch im Piano pianissimo habe ich schon in der zweiten Oktave Schwierigkeiten.

Die Flatterzunge mit der Zungenspitze, die Sie eigentlich als alpenländischer Blechbläser bestens beherrschen sollten, hat logischerweise einen begrenzten Tonumfang, da die Zunge nicht mehrere entgegengesetzte Aufgaben gleichzeitig erledigen kann: artikulieren, Tonhöhe verändern und eben flattern. Die Flatterzunge mit dem Zäpfchen (Uvula) ist allerdings immer möglich, auch wenn sie klanglich weniger prägnant ist. Falls es für Sie nicht infrage kommen sollte, die hintere Flatterzunge zu erlernen, bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als etwas zu schummeln: ein geschicktes Ventiltremolo kann Ihr kleines Defizit in der Regel erfolgreich kaschieren.

Bei der stimmlosen Artikulation der Silbe “pü” [py] soll der Ton a entstehen. Warum? Wie leitet sich dabei die Tonhöhe her?

Die Übung, mit dem Laut “pü” [py] Zettel an die Wand zu pusten, hat den Sinn, das Gefühl eines störungsfreien, linearen Luftflusses einzuprogrammieren. So wie jede Zungenposition einen bestimmten Laut verursacht (darauf basiert das Internationale Phonetische Alphabet), entsteht dabei auch immer eine bestimmte Tonhöhe. Das ist ein simples akustisches Phänomen, das uns helfen kann, immer die exakt gleiche Position der Zunge reproduzieren zu können, die als Dreingabe auch noch den günstigsten Quotienten von Druck und Menge bewirkt. Und da Sie für Ihre Zunge ein besseres Körpergefühl mobilisieren können als für die Stimmbänder, wissen Sie auch ohne absolutes Gehör immer, wo der Ton A ist.

Meine Tochter hat von ihrem Musikschullehrer beigebracht bekommen, die Zunge vor den Schneidezähnen (also Zungenspitze zwischen Unterlippe und unterer Zahnreihe) zu positionieren. Im ersten Moment dachte ich: “Totaler Bullshit!” Allerdings kommt die Zunge dabei ja weiter nach vorne und arbeitet da, wo es Sinn macht. Mir erscheint das alles aber sehr unnatürlich. Was ist dran an der Sache?

Das heißt anderswo TCE (Tongue Controlled Embouchure – zungenkontrollierter Ansatz) und ist eine hübsche Sackgasse des Trompetenspiels. Wenn sich eine solche Bewegungsmodifikation im Laufe der Zeit in der extremen Höhe ergibt, also die Intuition diese Möglichkeit anbietet, sollte man dieses Angebot nicht ausschlagen. Im normalen Register klingt das allerdings recht dürftig und die Artikulation und Kon­trolle sind äußerst mangelhaft.

Mein neuer Trompetenlehrer propagiert die Wedge-Atmung, während es früher hieß, man solle nur mit dem Bauch (Zwerchfell) einatmen. Was halten Sie von dieser Atemmethode?

Wären Sie doch bei Ihrem alten Lehrer geblieben! Hinter dem »Konzept« der Wedge-Atmung steckt das alte Thema, ob gutes Trompetenspielen vor allem mit Kraft oder eher mit Geschicklichkeit zu erreichen ist und darüber hinaus der meist tragische endende Versuch, dem ewigen Komplex fast jedes Trompeters, nicht hoch genug spielen zu können, irgendwie entgehen zu können (siehe vorige Frage!). Natürlich sieht es spektakulär aus, wenn ein Trompeter dekorativ den Brustkorb aufplustert, aber ein geschickter Umgang mit den anderen Parametern, zum Beispiel eine bessere Kontrolle über die Zunge, kann einem diesen doch recht ungesunden und viel zu aufwendigen Aktionismus ersparen! Und was dabei gerne vergessen wird, ist der Umstand, dass das Einatmen mit entspannter Bauch- und Flankenmuskulatur für effizientes Spielen um ein Vielfaches wichtiger ist als die schiere Menge an Luft (siehe auch diesen Beitrag).

Malte Burba

Malte Burba hat seine Fragen auch in einem Buch zusammengefasst.