Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um Experimente mit den Mundwinkeln, die Suche nach dem eigenen Sound und das Zusammenspiel von Lippen und Zähnen. Wenn Sie eine Frage haben, die auf dieser Seite beantwortet werden soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de
In letzter Zeit habe ich ein bisschen damit experimentiert, die Mundwinkel beim Spielen auf dem Instrument etwas stabiler zu halten. Mein Eindruck war, dass gerade bei Sachen mit Doppelzunge dann alles etwas stabiler ging. Kann man mit den Mundwinkeln rumexperimentieren oder sollte man das tunlichst lassen?
Natürlich können Sie alle nur denkbaren funktionalen Aspekte, also auch die Mundwinkel, bei bis zu einem Drittel Ihrer täglichen Spielzeit in den Vordergrund rücken. Die Frage bleibt aber, ob Ihre Beobachtung tatsächlich einen kausalen Zusammenhang abbildet. Wahrscheinlich besteht bei Ihnen (wie bei vielen anderen), eine wechselseitige Abhängigkeit von Mundwinkeln und Kiefer, sodass sich eine konstante Kieferposition bei fixierten Mundwinkeln besser realisieren lässt. Ihre Mundwinkel sind demnach nur ein Indikator für den Unterkiefer. Denken
Sie immer an die berüchtigte Kausalitätsfalle, dass beim Beobachten von zwei Dingen, die in irgendeinem Zusammenhang stehen, Kausalität nur eine von insgesamt vier Erklärungsmöglichkeiten ist!
Bevor Sie sich also mit vollem Enthusiasmus auf Ihre Mundwinkel stürzen, sollten Sie sich für überflüssige Aktivitäten Ihres Unterkiefers beim Artikulieren sensibilisieren.
Schon seit langem bin ich auf der Suche nach „meinem“ Sound, habe ihn aber immer noch nicht gefunden. Wie kann ich bei der Suche fündig werden?
Wahrscheinlich hat sich bei Ihnen schon längst ein individueller Sound entwickelt, der Ihnen unverkennbar anhaftet, ohne dass Sie es wollen oder verändern können, da Ihre klangliche Erwartungshaltung und das Resonanzvolumen Ihres Körpers auch ohne Ihr bewusstes Zutun schon gute Arbeit geleistet haben. Die Dinge, die Sie schmerzfrei ändern können, liegen auf der Equipment-Seite: Instrument, Mundstück, Mikrofonierung. Alles andere kann Sie sehr schnell mit einer Sie komplett neurotisch machenden Aussichtslosigkeit konfrontieren, während die wirklich entscheidenden Parameter für Ihre Individualität, wie Phrasierung und Artikulation, auf der Strecke bleiben – von den passenden Tönen zur richtigen Zeit ganz zu schweigen. Und zu guter Letzt werden dann auch Sie eines Tages akzeptieren müssen, dass es besser ist, sich mit tatsächlichen oder auch nur eingebildeten relativ unwichtigen Unzulänglichkeiten zu arrangieren als mit aller Kraft gegen Windmühlen anzukämpfen.
Wenn ich höher spiele, wölbt sich meine Unterlippe ein gutes Stück über die unteren Schneidezähne. Ich kann deshalb die Zungenspitze nicht an den unteren Schneidezähnen fixieren. Ich tue mich generell in der Höhe schwer, meine Unterlippe ist zu groß und eher fleischig, meine Unterzähne sind offenbar zu kurz. Verwende ich meine Unterlippe falsch oder muss diese Verwendung der Unterlippe in meinem Fall zwangsläufig so stattfinden?
In Ihrer Frage spiegelt sich das gesamte Elend des Negativdenkens und damit »Selbstfertigmachens« wider, weil Sie sich offensichtlich mehr für Probleme als für Lösungen interessieren. Jeder Satz beruht zudem auf einer falschen Voraussetzung:
- Wenn Ihre Unterlippe sich über die unteren Schneidezähne wölben will, gönnen Sie ihr doch den kleinen Ausflug.
- Niemand verlangt, dass die Zungenspitze an den unteren Zähnen fixiert ist (CLARINO 2/2012).
- Das Problem ist nicht die schlechte Höhe, sondern die schlechte Höhe ist eine Folge anderer elementarer Fehler.
- Memo: Wenn Sie sprechen und unfallfrei essen können, erfüllt Ihre Anatomie alle Voraussetzungen für das erfolgreiche Spielen auf einem Blechblasinstrument!
Kurz: Versuchen Sie, sich vor allem mit den funktionierenden Dingen zu beschäftigen und suchen Sie sich ganz schnell einen qualifizierten Lehrer, der Ihnen dabei hilft, Ihre Kenntnisse, Denk- und Herangehensweisen zu verbessern.