Aus der Fülle der Fragen, die Malte Burba immer wieder erreichen, greifen wir jeden Monat einige heraus, die alle interessieren könnten. Im aktuellen Beitrag geht es um das Piano Dolce, Hornhaut auf den Lippen und Krafttraining mit dem Expander. Wenn Sie eine Frage haben, die auf dieser Seite beantwortet werden soll, dann mailen Sie an: burba(at)brawoo.de
In Brahms’ 1. Sinfonie steht für die Posaune als Einstiegston ein a¹ im “Piano dolce”. Ich weiß nicht warum, aber da entsteht bei mir im Piano immer eine Doppelfrequenz. Eigentlich sollte das nicht passieren, weil Atmung und Stütze nach Aussage meines Lehrers gut sind. An der Zunge kann es auch nicht liegen, weil im Forte-Fortissimo auch keine Doppelfrequenz entsteht. Haben Sie eine Lösung dafür?
Das sind meine “liebsten” Fragen, die einerseits das bedauerlicherweise grassierende falsche Denken entlarven und andererseits bereits die Lösung offerieren.
Das Wichtigste zuerst: Gewöhnen Sie sich schnellstens ab, sich an Problemen oder Fehlern aufzureiben. Vor allem, wenn die Lösung vor Ihnen liegt!
Spielen Sie den Ton im Forte oder Fortissimo an und beobachten Sie, was bei einem starken und langsamen Decrescendo passiert. Sie werden sehr schnell merken, dass Ihnen ein störungsfreier Ton im Pianissimo leicht gelingt. Und wenn Sie am Ende eines Atemzuges einen leisen Ton sauber spielen können, sind Sie nicht mehr weit davon entfernt, das auch am Anfang zu können.
Nun habe ich schon ein paar Tage Sparprogramm gemacht, jedoch hat sich ein wenig “Hornhaut” auf den Lippen gebildet. Liegt das an der Überbeanspruchung? An Wassermangel sollte es nicht liegen, denke ich.
Die Haut der Lippen erneuert sich bei ständiger Beanspruchung wesentlich häufiger als ohne, was Sie normalerweise nicht bemerken, weil der “Abrieb” im Instrument (oder davor) landet. Wenn Sie jetzt aber plötzlich viel weniger spielen, schält sich die Haut gewohnheitsmäßig deutlich und für Sie deshalb meist unangenehm, weil die Fetzen geradezu vom Mund herunterhängen. Damit müssen Sie leben – und wir haben jetzt unbeabsichtigt wieder ein Argument für mehr Kontinuität im Umgang mit dem Instrument.
Empfehlen Sie immer noch, jeden Tag Kraftübungen mit dem Expander zu machen? Oder sollte man darauf achten, wie es sich anfühlt?
Sie sollten immer darauf achten, in welcher Verfassung Sie sind! Wenn Sie zeitnah etwas Wichtiges vorhaben und sich Ihnen das Gefühl aufdrängt, dass Ihnen das Krafttraining im Augenblick schaden könnte, reduzieren Sie um zwei Drittel oder lassen Sie es ausnahmsweise ganz sein. Da die Kraft Ihres Fühlens bei negativen Dingen und Ängsten leider oft so stark ist, dass selbst der stärkste Verstand nicht dagegen ankommen kann – obwohl objektiv gesehen das Belastungsgefühl und die Ermüdung beim Trompetenspiel viel weniger vom Muskel als vom Anschwellen des Bindegewebes kommt –, wäre es sinnvoll, dieses Gefühl auch zu beachten.
Kurze Frage: Wie würden Sie Pedaltöne definieren?
Pedaltöne nennt man alle nicht getriebenen Töne unterhalb des normalen Naturtonbereichs. Wenn Sie also auf der Trompete das kleine c (Pedal C) mit 1-2-3 greifen, ist es ein getriebener Ton, wenn Sie es ohne Ventil spielen, ist es ein Pedalton. Damit, dass es dann noch doppelte und dreifache Pedaltöne gibt (großes C und Kontra C) und manche sogar noch das Sub-
kontra C herauswürgen können, möchte ich Sie nicht belästigen oder verwirren.
Kürzlich bekam ich folgende E-Mail: “Mein Sohn kann nicht mehr zum Posaunenunterricht kommen. Er ist in logopädischer Behandlung, weil seine Zungenlage nicht ganz optimal ist.” Was soll ich davon halten?
Wenn der Schüler keinen auffälligen Sprachfehler oder Probleme mit der Nahrungsaufnahme hat, könnte man der Mutter diskret und subtil den Tipp zukommen lassen, einmal bei Google nach dem Münchhausen-Stellvertreter-Syndrom zu suchen.